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ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit .  Leben 
 
Tinnitus: Neue Wege in der Therapie  
    In Österreich leiden geschätzte 800.000 Menschen an Tinnitus. Die Betroffenen werden von ständigem Pfeifen, Rauschen oder Klingeln geplagt. Diese Geräusche können so laut sein, dass es nicht mehr mögliche ist Gesprächen zu folgen. Daher geraten die Betroffenen oft in soziale Isolation oder reagieren mit Aggressionen und Überreiztheit. In Regensburg gehen Forscher jetzt neue Wege, um den Tinnitus zu bekämpfen. Sie fassen Tinniuts nicht als Problem des Gehörs, sondern des Gehirns auf.  
 
 
 
"Häufig ist es so, dass der Tinniuts im Zusammenhang mit Hörstörungen, z. B Hörsturz oder Knalltrauma beginnt. Dabei muss das Gehirn die fehlenden Signale kompensieren und die einkommenden Signale verstärken", erklärt Berthod Langguth von der psychiatrischen Abteilung der Universität Regensburg.

"Das kann sich verselbständigen. Es kommt zu einer dauernden Aktivierung dieser Hirnareale, die für die Tonwahrnehmung zuständig sind."
Hyperaktivität im Kopf
 
 
In Untersuchungen hat man festgestellt, dass Menschen mit chronischem Tinniuts eine heftige Überaktivität im Gehirn aufweisen. Genau dort setzt die neue Therapie an. Ziel der Forscher war es nun mit geeigneten Mitteln in die Hörrinde des Gehirns vorzudringen, um die Hyperaktivität zu dämpfen.

Das gelingt mithilfe einer so genannten transkranialen Magnetstimulation. Gepulste, niederfrequente Magnetfelder stimulieren das Gehirn von außen und reduzieren die Hyperaktivität des Gehirns.
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Tinnitus: Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten
Ohrensausen ist ein eigenartiges Phänomen subjektiver Missempfindungen, das bei anderen Sinnesorganen in dieser Ausprägung unbekannt ist.

Experten unterscheiden zwischen dem ¿objektiven Tinnitus¿. Hier liegt eine innere Schallquelle vor, die auch der untersuchende Arzt mit dem Stethoskop hören kann, z.B. das Pulsieren des Blutstroms in einer verengten Kopfarterie. Meist gibt es aber für das Ohrensausen keine identifizierbare innere oder äußere Geräuschquelle. Dieses Zustandsbild wird als ¿subjektiver Tinnitus¿ bezeichnet.

Diese Ohrgeräusche, die außer den Betroffenen niemand wahrnehmen kann, finden nur im Hörnerv der Tinnituspatienten statt. Wirksame Medikamente gibt es derzeit nicht - wohl aber psychotherapeutische Maßnahmen, um mit dem Tinnitus fertig zu werden.
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Ähnlich wie Phantomschmerzen
 
 
Rund drei Wochen dauern Diagnostik und Therapie. Und die Erfahrungen der ersten Pilotstudie zeigen, dass bei einem Großteil der Patienten die gestörte Hirnaktivität deutlich verbessert wurde.

"Medizinisch gesehen ist das Ohrgeräusch vergleichbar mit Phantomschmerzen. Ähnliche Überaktivität wie beim Tinnitus zeigt das Gehirn auch bei chronischen Schmerzen, bei akustischen Halluzinationen und auch bei Epilepsie", erläutert Tobias Kleinjung, HNO, Universität Regensburg.

Als an diesem Projekt beteiligter HNO-Spezialist ist er zwar zuversichtlich, aber dennoch vorsichtig.
Keine Heilung, aber Linderung
 
 
Eine Heilung vom quälenden Tinnitus will niemand versprechen. Aber erstmals gelingt es, eine somatische Therapie erfolgversprechend durchzuführen.

Martina Schmidt, Modern Times Gesundheit
->    Universität Regensburg - HNO Klinik
->    Tinnitus-Infoline Deutschland
->    Tinnitus-Informationen Medical Tribune
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Mehr über Tinnitus erfahren Sie in der Sendung Modern Times Gesundheit am 19.12.2003 um 22:35 in ORF 2.
->    Modern Times Gesundheit
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Mehr Information über Tinnitus in science.ORF.at
->    Neue Wege in der Tinnitus-Therapie (15.03.02)
->    Tinnitus kann 'verlernt' werden (19.06.01)

 
 

 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
  terrarius | 20.12, 09:34
Gratulation !
Seit Jahrzehnten predige ich diese Hypothese den Fachärzten.
An alle (vermutlich sehr wenigen, denn ich kenne keinen Arzt, dem dieses Symptom bekannt ist), die bei extremer Übermüdung plötzlich einen Pfeifton hören (bzw. zu hören glauben!):
Geht rechtzeitig zum Ohrenarzt, denn 1 oder 2 Jahrzehnte später habt Ihr Tinnitus (der subjektiven Art)!
 
 
 
  sensortimecom | 20.12, 13:58
@terrarius
Hätten die Fachärzte (inkl. Neurophysiologen) auch eine intensive Ausbildung in Signalanalyse, Informatik und KI, wüssten sie schon längst viel mehr über die Zusammenhänge. Oder - besser gesagt - sie hätten schon früher das gewusst, das sie jetzt mühsam erst zur Kenntnis nehmen müssen...

mfg Erich B. www.sensortime.com
 
  radiodoc | 20.12, 20:06
hat eigentlich wenig Sinn
zum Arzt zu gehen, wenn deiner Meinug nach keiner dieses (sehr häufige)Symptom kennt.
 
  sensortimecom | 20.12, 22:45
Jedes Problem dieser Art, auch Tinnitus..
...wird vom Gehirn "gelernt", und könnte IMO - wenn man den Signalverarbeitungs-Prozess, der zu diesem Phänomen geführt hat, als solchen genau kennt (weil es beispielsweise eine Videoanimation gibt, auf er studiert werden kann) - durch Anwendung entsprechender ENTGEGENWIRKENDER VIRTUELLER Signalverlaufs-Prozesse vom Gehirn wieder "verlernt" werden.

mfg Erich B. www.sensortime.com
P.S.: Wenn jemand eingehender mit mir darüber diskutieren will, hier meine mail-adresse: info@sensortime.com

 
 
  terrarius | 21.12, 10:21
@radiodoc | 20.12, 20:06 : Mein Fortschrittsglaube durch den Artikel gestärkt...
...denn vor ein paar Jahrzehnten wurden Tinnitus-Leidende eher als Spinner abgetan!
Mein HNO-Arzt hatte "zum Glück" selber Tinnitus (wohl als Kriegsfolge). Dem würde die neue Erkenntnis zwar nicht helfen, aber er wäre sicher lernfreudig.

Ich korrigiere mich also: Geht rechtzeitig zum TAUGLICHEN Ohrenarzt.
 
 
  terrarius | 21.12, 10:36
@sensortimecom | 20.12, 22:45 : Man kann einem "Signaldefekt" auch Positives abgewinnen...
...wenn man sinnloses Kilometerfressen per KFZ nicht ohnehin negativ sieht.
Bei mir war es so, dass mir der Pfeifton beim Autofahren den Sekundenschlaf ankündigte. Besser gesagt, je kürzer die Abstände zwischen den Tönen, desto näher war der Blackout.
Auf dem Motorrad z.B. waren Abstände von 10 bis 3 Minuten noch harmlos, ab einer Minute weckte mich offenbar nur noch der Gleichgewichtssinn.
Im Auto fällt das weg, deshalb die vielen Unfälle.
 
  radiodoc | 21.12, 12:27
@terrarius
Ein interessantes Phänomen. Könnte dadurch bedingt sein, dass bei grenzwertiger Innerohrdurchblutung ein zusätzlicher Blutdruckabfall beim Einschlafen den Tinnitus auslöst.
Wie auch immer, eins möchte ich klar sagen:
JEDEM HNO Arzt/Ärztin ist der Tinnitus als quälendes Leiden bekannt - niemand wird deshalb als "Spinner" abgetan.
Ein Besuch beim Arzt ist wichtig, weil der Tinnitus primär durch Innerohrschädigung (Trauma, Durchblutungsstörung, Meniere, chron. Otitis medis, Cholesteatom, Otosclerose etc ) ausgelöst wird, und eine Behandlung ev. den Tinnitus zum Verschwinden bringt, bevor eine Verselbstständigung erfolgt.
 
  terrarius | 22.12, 20:16
@radiodoc | 21.12, 12:27 : Naja, was der einzelne Arzt früher wirklich dachte, dass sagte er natürlich nicht so deutlich.
Als Folge der Weltkriege gab es wahrscheinlich einfach zuviele Lärmgeschädigte; Tinnitus zählte vielleicht noch zu den harmloseren Folgen. Mein Vater z.B. hatte "bloß" ein geplatztes Trommelfell (Maschinengewehr im Flieger).
Bei mir tippe ich auf zwei eher verschiedene Ursachen. Das mit den einzelnen Pfeiftönen hatte ich nur als Twen; das entstand wahrscheinlich im Sinne des Artikels. Mein Tinnitus ist sicher Folge eines Lärmschadens: Das Audiogramm ergibt genau bei den Frequenzen den Hörschaden, die ich als Tinnitusgeäusch dauernd höre. Solche Hörschäden werden meines Wissens mit dem Absterben der entsprechenden Sinneshärchen erklärt. Die Sinneshärchen selbst können also das Geräusch nicht verursachen - da spinnt sich das Hirn den Ton quasi aus dem Nichts zusammen.
 
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