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Die Magie der Technologiepolitik
Ein Diskussionsbeitrag von Norbert Knoll, WIFO
 
  Blickt die heimische Technologiepolitik in eine traumhafte Zukunft oder träumt sie nur davon? Von drei verantwortlichen Ministerien umsorgt hat sie mit der magischen Zahl 2,5 (% des BIP) ein ambitioniertes Ziel vor Augen.  
Reduktion auf Zahlenspiele?
Die Reduktion komplexer Fragestellungen auf einfache Zahlen scheint für die zeitgemäße politische Argumentation unverzichtbar. Umweltpolitik orientiert sich an einem Kyotoziel von minus 13% und die angepeilte Neuverschuldung des gesamten öffentlichen Sektors von 0,0% bestimmt Debatten über die Budgetpolitik. Zahlen ¿ insbesondere mit Komma ¿ signalisieren Kompetenz und sind über die Massenmedien leicht transportierbar bzw. vermarktbar.

Zahlen erwecken den Anschein von zielorientiertem Vorgehen und sollen Erfolg oder Mißerfolg von politischem Handeln meßbar machen.
  Argumente sind gefragt
   
Gleichzeitig gilt, daß die mit der Äußerung von Zahlen verbundenen Geltungsansprüche einer über-zeugen-den argumentativen Einlösung bedürfen.

So auch in der Technologiepolitik, die endlich ihre Zahl gefunden hat: Die Forschungsquote ¿ d.h. die Ausgaben für Forschung und Entwicklung in Prozent des Bruttoinlandsprodukts ¿ soll in Österreich bis zum Jahre 2005 auf 2,5% steigen. Erste Reaktionen auf die Verkündigung des in eine Zahl gegossenen Ziels bewegen sich zwischen Respekt vor dem technologiepolitischen Ehrgeiz und Zweifel an seiner Umsetzbarkeit.
Was Beachtung verdient
Vergessen wir für einen Moment jene Zweifel, die in dem Umstand gründen, daß die Anhebung der Forschungsquote von derzeit 1,8% auf 2,5% im Jahre 2005 (nach ersten WIFO-Berechnungen) einen zusätzlichen Mittelbedarf von insgesamt ca. 70 Mrd. S impliziert.

Es gibt mindestens zwei weitere, längst bekannte Tatsachen, die in der Argumentation um ernsthafte technologiepolitische Ziele Beachtung verdienen:
...
Die Österreichische Technologielücke
(1) Die tip-Partner WIFO und ARCS (Forschungszentrum Seibersdorf) haben bereits im Technologiebericht 1999 den Einfluß der Industriestruktur auf die Forschungsquote eines Landes beleuchtet.

Die österreichische Technologielücke läßt sich m.E. als Konsequenz der bestehenden Industriestruktur erklären. Im EU-Vergleich hatte Österreich 1997 den ¿ abgesehen von Griechenland und Portugal ¿ niedrigsten Anteil an technologiegestützten Branchen in der Sachgüterproduktion; umgekehrt liegt ein überdurchschnittlich hoher Anteil für arbeitsintensive Branchen vor.

(2) Die Durchführung von Forschung setzt hochqualifiziertes Forschungspersonal voraus. Ende 2000 von der OECD vorgelegte Vergleiche der Forschungspersonalquote ¿ d.h. des Forschungspersonals in Prozent des Arbeitskräfteangebots ¿ verweisen einerseits auf eklatante statistische Lücken Österreichs; die letzten verfügbaren Werte liegen für das Jahr 1993 vor.

Andererseits liegt auch diese Quote weit unter dem Wert sonstiger entwickelter Industrieländer. Unter der Annahme, daß Österreich seither keine von anderen OECD-Ländern stark abweichende Entwicklung genommen hat, sind mit einer raschen Anhebung der Forschungsquote schwer überwindbare Engpäße bei qualifiziertem Forschungspersonal zu erwarten.
...
Technologiepolitik in der Klemme
Die heimische Technologiepolitik steckt in der Klemme, wenn sie sich an der Zahl 2,5 bemißt. Nicht wegen dieser läppischen 70 Mrd. S, die vorwiegend von der heimischen Industrie aufzubringen sind.

Bei aller Liebe zur New Economy: Vor dem Hintergrund, des starken Anteils von Unternehmen in Branchen, die sich nicht technologiegestützt schimpfen und bei überdurchschnittlichem Produktivitätswachstum in den letzten Jahren ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit bewiesen haben, wird wohl niemand ernsthaft die Industriestruktur innerhalb von 5 Jahren radikal umbauen wollen & können.

Zudem müßte heute gehandelt werden, wenn das zum Erreichen einer Forschungsquote von 2,5 % notwendige Forschungspersonal zur Verfügung stehen soll.
...
Mag. Norbert Knoll ist Technologieexperte des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung
->    Homepage des WIFO
...
->    Österreichischer Technologiebericht 1999
->    Homepage der OECD
Der Technologiebericht 1999 wurde im Rahmen von tip erstellt.
tip (Technologie, Information, Politikberatung) war eine bis Ende 2000 laufende Initiative des BMWA und des BMVIT.
->    Homepage tip
 
 
 
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  gsandtner | 19.02, 05:51
Zuerst Vokabel lernen
Technologie: Verarbeitung
von Rohstoffen.

Magie, Traum, umsorgt, ambitioniert ...
ist hier von Oesterreich die Rede?

Nach Jahrzehnten der Aushungerung
der Informatik durch den Minoriten-
platz (Computer? Ein Strohfeuer!)
nunmehr die Panik: Computerfuehrer-schein (der Schein truegt!), IT-
Studienempfehlung, Umschulung un-
vermittelbarer Lehrer, GreenCard etc.

Welcher Informatiker laesst sich von
einer wuchernden Uni-Buerokratie um
die Haelfte des derzeitigen Gehalts
quaelen?


Dipl.-Ing. Dr. A. Gsandtner
InformatikAbsolventenVerband (IAV)

 
 
  sensortimecom | 16.02, 20:32
Technologie- und Forschungsförderungspolitik..
...in Österreich lief in den letzten Jahrzehnten so ab:
Unzählige kafkaeske Vergabestellen auf Bund-, Länder- und anderen Ebenen - Transparenz NULL...
Dicke Werbe- und Informationsprospekte auf teurem Hochglanzpapier gedruckt;
Teure Büroräume mit x-Angestellten oder Beamten, denen eine Förderungsbudget zur Verfügung gestellt wurde, das zu 85% der Bezahlung ihrer Mitarbeiter diente, zu (vielleicht?) 15% der Vergabe von Fördermittel;
Endloser Papierkrieg zur Erlangung von
Fördergeldern...
Keinerlei Einspruchsmöglichkeit bei Ablehnung eines Förderansuchens; keinerlei Angabe von Gründen bei Ablehnung...
Bevorzugte Vergabe von Fördermittel an Freunde und politische Günstlinge; oder zumindest an Firmen, die Druckmittel zur Durchsetzung in der Hand hatten...
Keinerlei Chancen für Einzel-Erfinder oder Außenseiter, egal wie gut ihre Projekte bzw. der Neuheitscharakter war.
Gute Nacht, Technologiepolitik....
 
 
  kearney | 17.02, 17:11
wie wahr
jedes Wort ist zutreffend - dieser Schwachsinn kostet Milliarden and Steuergfeldern und dient nur dazu Parasiten durchzufuettern.
Sowohl der bund als auch die Laender erlauben sich diesen Luxus, der nur Freunderlwirtschaft ist - und von willigen Medien immer wieder als grossartige Leistung heruasgestellt wird.
So schaut's aus!.
  maxheadr00m | 16.02, 15:54
eine weitere möglichkeit wäre
die steuerbelastung in den betroffenen bereichen zu reduzieren und im ausgleich den förderschwachsinn aufzugeben (da cashen eh nur protektionskinder und big-player ab...ahja, und die die kreditfinanziern, also schulden machen..)
 
 
  dietmar13 | 16.02, 11:00
dem forschungspersonal auf den unis mehr freiheit geben,
dann müßten diese nicht ins ausland gehen! es geht nicht länger an, daß junge ambionierte wissenschafter fast bis zu ihrem 40. lebensjahr (studium, diplomarbeit, diss., postdoc und habilitation) in abhängigkeit irgend eines professors sind. man muß auch auf den unis beginnen guten promovierten wissenschaftern die möglichkeit geben eigenverantwortlich eine gruppe aufzubauen (labor, einrichtung, geld).
 
 
  kearney | 17.02, 17:14
Abhaengigkeit
von Buerokraten scheint Ihnen besser zu gefallen als eine Leitung durch Professoren?

Wer soll denn Ihrer Meinung nach die Leistungen beurteilen - und wollen sie voellig ohne Kontrolle und Vorgaben so vor sich in forschen oder wer soll denn die Randbedingungen setzen?

Get REAL !!
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