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Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit .  Leben 
 
Kontexte und Karrieren der österreichischen Wissenschaft
 
 
Von Max Haller

Die Nobelpreisträger zu untersuchen ist wissenschaftssoziologisch von besonderem Interesse, weil ihre Anzahl ein sehr guter Indikator für die Qualität der wissenschaftlichen Spitzenforschung eines Landes ist und man aus ihren Erfahrungen im Bereich der Wissenschaft sehr viel lernen kann (sie waren und sind etwa durchwegs in mehreren Institutionen und Ländern tätig).
Historischer und internationaler Vergleich
 
 
In der empirischen Untersuchung wurden drei Gruppen von Wissenschaftern miteinander verglichen: erstens die 11 bisherigen österreichischen Nobelpreisträger im Bereich der Wissenschaft; zweitens 11 heutige österreichische Wissenschaftler in denselben Fachbereichen wie die Nobelpreisträger; drittens 11 ausländische Nobelpreisträger (in der Schweiz, Deutschland, England und den USA).

Für die österreichischen Nobelpreisträger wurde eine detaillierte Analyse ihrer Lebensläufe anhand von Biografien vorgenommen; die heutigen Wissenschaftler wurden persönlich ausführlich interviewt.
Der Vorsprung kleiner Länder
 
 
In einer statistischen Analyse der Zahl der Nobelpreisträger nach Ländern wird zunächst gezeigt, dass die kleinen Länder in Europa -Schweiz, Schweden, Niederlande, früher auch Österreich -bezogen auf die Bevölkerungszahl am meisten Preisträger hervorgebracht haben. Ganz allgemein zeigt sich eine starke Verschiebung der Preise von Europa (insbesondere Deutschland und Frankreich) auf die USA.
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Hypothesen der Studie
Es wurden ganz spezifische Hypothesen für den Rückgang der Nobelpreisträger in Österreich aufgestellt, bezogen auf drei Bereiche: Veränderungen in der sozialen Herkunft und dem gesellschaftlichen Umfeld; Veränderungen im Bereich des Bildungs- und Hochschulsystems: Veränderungen in den Beziehungen zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik.
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Die Rolle des "Bildungsmilieus"
 
 
Veränderungen in sozialer Herkunft und gesellschaftlichem Umfeld: Hier zeigt sich zum einen, dass die österreichischen Nobelpreisträger zu einem großen Teil aus Familien des gehobenen Bildungsbürgertums stammten, in denen sie eine Vielzahl an geistigen Anregungen erhielten.

Die heutigen Wissenschaftler in Österreich stammen zwar auch großteils aus mittleren und höheren Schichten, jedoch war bei ihnen bei weitem kein so breiter geistig-kultureller Hintergrund vorhanden.

Interessanterweise stammen die heutigen ausländischen Nobelpreisträger häufiger aus Unter- und Mittelschichtfamilien als die beiden anderen Gruppen. Herkunft aus einem gehobenen bildungsbürgerlichen Milieu ist aber offenkundig kein notwendiger Faktor für die Erbringung wissenschaftlicher Spitzenleistungen.
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Die vertriebene Intelligenz
Ein äußerst signifikanter Faktor - aber keineswegs der alleinige - für den Rückgang an österreichischen Nobelpreisträgern war in Österreich wie in Deutschland die Vertreibung jüdischer und regimekritischer Wissenschaftler durch die Nationalsozialisten; dadurch erfolgte in vielen wissenschaftlichen Disziplinen ein völliger Abbruch bestens etablierter wissenschaftlicher Traditionen, der sich auf Generationen hinaus negativ auswirkte.
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Spitzenforschung und Hochschullehre
 
 
Veränderungen im Bildungs- und Hochschulsystem seit der Nachkriegszeit haben die Chancen für Wissenschaftler in Österreich (aber auch in Deutschland), Spitzenforschung zu leisten, ebenfalls stark beeinträchtigt.

Hier hatten die enorme Bildungsexpansion, die nicht von entsprechenden Ausweitungen des Lehrpersonal begleitet war, sowie die Universitätsreformen, die zu einer Zunahme an Belastungen durch Selbstverwaltung, Gremien usw. führten, den Effekt, dass die Zeit der Universitätslehrer für Forschung immer knapper wird.

Grundsätzlich zeigt sich jedoch, dass Lehre an der Universität durchaus auch Anregungen für die Forschung mit sich bringen kann, wenn sie nicht zu umfangreich ist.
Wissenschaftliche Leistung und "Verbeamtung"
 
 
Hinsichtlich der Veränderungen im Zusammenhang von Wissenschaft, Gesellschaft und Politik wurde zunächst untersucht, ob sich die Verbeamtung negativ auf wissenschaftliche Leistung auswirkt.

Im Gegensatz zu vielfach geäußerten Behauptungen in der Öffentlichkeit kann man dies nicht generell sagen; fast alle österreichischen Nobelpreisträger waren beamtete Universitätslehrer. Negativ wirkt sich Verbeamtung jedoch aus, wenn sie quasi-automatisch, ohne offene Wettbewerbe zwischen allen qualifizierten Bewerbern durchgeführt wird.
Kommerzialisierung und Öffentlichkeitsarbeit
 
 
Eine weitere These bezog sich auf Tendenzen in gegenwärtigen Gesellschaften, Wissenschaft zunehmend zu kommerzialisieren, wodurch die Wissenschaftler durch Nebenjobs, Öffentlichkeitsarbeit usw. häufig von ihrer eigentlichen Tätigkeit abgelenkt werden. Dies ist tatsächlich zum Teil der Fall; es liegt aber auch in der Hand der Wissenschaftler selbst, sich solchen Tendenzen anzuschließen oder nicht.
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Die Studie
Die Studie "Kontexte und Karrieren. Österreichs Nobelpreisträger und Wissenschaftler im historischen und internationalen Vergleich",
von Univ. Prof. Max Haller (Institut für Soziologie, Universität Graz), Mag. Birgit Wohinz und Mag. Margot Wohinz (Wien), ist im Passagen Verlag (2002) erschienen.
->   Passagen Verlag
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ORF ON Science :  News :  Gesellschaft .  Wissen und Bildung 
 
  osnat | 26.09, 01:45
mehr mut
abgesehen von allen anderen faktoren - vielleicht muss sich ein wissenschafter einfach mehr (zu)trauen um dann irgendwann einen großen erfolg zu haben. mut und risiko sind ja in österreich keine großen tugenden, sicherheit, absicherung und "nua net auffallen", weil sonst werden gleich andere neidig und machen einen fertig, bevor man noch begonnen haben.

ebenso ist es auffallend dass die antwort etwa von einem postenden mitmenschen weiter unten ist, er würde "feministische wissenschaften" abschaffen. also neue denkansätze gleich wieder entfernen? ein nicht sehr weltoffener und neugieriger ansatz. spricht aber für den immer noch vorherrschenden konservativismus im wissenschaftsleben. wenn ich aber in meinem denken nur damit beschäftigt bin das alte zu erhalten und neue ansätze abzuwehren werde ich nie auf was neues interessantes stoßen.

 
 
 
  nummer6 | 24.09, 17:33
Der Nobelpreis
kürt die Leistung eines einzelnen, hinter dem jedoch meist ein ganzes Team von hochqualifizierten Wissenschaftlern steht.Oft sind es Lächerlichkeiten, Intrigen oder einfach das zu junge Alter (der Junge schreibt die Arbeiten für den Alten, der dann den Preis kassiert)das die Vergabe des Preises entscheidet. So geschehen bei Prof. Tuppy, Biochemiker. Er war 2 mal sogenannter Fastnobelpreisträger. Er hatte das Insulin sequenziert, sein Chef ists geworden) Prof. Hornykiewicz, Hirnforscher, hätte "Ihn" vor 2 Jahren fast bekommen - als er Ihn nicht bekam munkelte man es hätte mit der gerade eben neugebildeten Regierung und den EU-Sanktionen zu tun. Ein jahr später wurde Ihm die Billroth Medaille verliehen, so quasi zum Trost....
Ich glaube es ist sehr kurzsichtig den Nobelpreis zum Maß aller Dinge zu machen-zuviel Willkür steckt dahinter.
 
 
 
  brunobär | 24.09, 16:49
Ob da wirklich Milieu, Politik, Zeitgeist,
"schuld" sind, wenn es schon seit zig-Jahren keine österreichischen Nobelpreisträger gibt? Wo sind denn die niederländischen, schweizerischen, schwedischen, finnischen, dänischen, italienischen Nobelpreisträger aus Medizin, Physik, Chemie? Ich weiß es nicht auswendig, aber veiel sinds wohl nicht gewesen. Forschung braucht ein forscherisches Umfeld, und das können nur große Forschungsinstitute mit enstprechender finanzieller Ausstattung bieten, zu denen es die international sehr mobile Elite kreativer Wissenschaftler hinzieht, weil sie dort Gleichgestimmte - auch anderer Fachgebiete - vorfinden. Solche "Wissenschaftscluster" sind in Europa selten, in Österreich mangesl internationalität und finanzieller Ausstattung praktisch gar nicht vorhanden. Ich glaub auch nicht, dass das ohne gewaltige Investition in den Wissenschaftsbetrieb wettzumachen wäre.
 
 
 
  oder | 24.09, 16:26
hier gibts seit -zig jahren keinen nobelpreisträger mehr
'das jetzt der derzeitigen regierung in die schuhe zu schieben ist unsinn - auch während kreiskys sonnenregime gabs keinen und erst recht nicht während der großen koalition.
wenn hier einer forscht ist er mit einem bein im häfen - weil hier ist alles verboten was neu ist. somit scheiden die naturwissenschafter aus. siehe gen technik, medizin, etc.
wo alles niederreglementiert ist ist auch kein freireum für neue ideen.
also bleiben nur die theoretiker und geisteswissenschafter übrig und die werden schon auch nach politischen motiven ausgewählt.
 
 
 
  sensortimecom | 24.09, 18:20
@oder
>wenn hier einer forscht ist er mit einem bein im häfen - weil hier ist alles verboten was neu ist...<

HÄFEN würde ich weniger sagen...

Ich tippe eher auf Psychiatrie..;-)

mfg Erich B.
 
  tomtiger | 24.09, 16:23
Im Großen und Ganzen sagt der Artikel ohnehin alles.
Das Bildungssystem wurde auf Masse ausgelegt, damit ja jeder seine Matura macht und einen Zugang zum Studium hat, hat man einfach das Niveau gesenkt. Wer heute Auswendiglernen kann, der hat eine gute Matura. Intellektuelle Fähigkeiten sind im österreichischen Bildungssystem irrelevant, ja unerwünscht, es könnte sonst zu elitären nicht-staatlichen Bildungsstätten führen. Wenn heute ein 14 Jähriger z.B. Maturaniveau hat, kann er hier keine Matura machen, sondern muß ins Ausland gehen. Elementare Forderung für die Externistenreifeprüfung ist z.B. daß der Prüfling mindestens ein Jahr älter ist, als er wäre, wenn er den regulären Schulweg beschritten hätte.

Und solange in Österreich gewisse derzeitige Oppositionsparteien dafür sorgen, daß jährlich zig Millionen Euro in z.B. die Archäologie gesteckt werden und die Naturwissenschaften und technische Bereiche ausgeblutet werden, wird sich das nicht ändern.
 
 
 
  satirikus | 24.09, 16:36
Na aber hallo!
Endlich mal ein vernünftiger, vor allem sehr vernünftig durchdachter Beitrag! Tomtiger, Hut ab!
 
  ivanertlov | 25.09, 09:06
dem stimme ich...
...nur zum Teil zu. Archäologie als Negativ Beispiel wählen ist ein totaler Schwachsinn, denn damit diskreditierst eine sinnvolle und interessante Wissenschaft. Ich würde eher solche Pseudostudien wie "Feministische Wissenschaftskritik" kippen. PS: Ich bin sicher kein Sexist, aber warum sowas ein vollwertiges Studium ist, wird mir nie und nimmer eingehen!
 
  carmen24 | 24.09, 16:04
hilfsarbeiter..
laut esmeweatherwax besteht also österreich zu einem großteil aus hilfsarbeitern.., ich weiss nicht in welchen absurden sphären du schwebst was gehaltsvorstellungen betrifft...
 
 
 
  esmeweatherwax | 24.09, 17:27
Als Tu-Absolvent kannst beim Berufseinstieg mit dem 2.5-fachen rechnen (z.B. Metaller Kollektivvertrag Akademiker Stufe 1 2200¿), die 1000¿ sind übrigens BRUTTO und das ist tatsächlich Hilfarbeiterniveau!
 
  carmen24 | 25.09, 10:01
ad esmemweahterwax
als akademikergehalt sind 1000 euro natürlich lächerlich, aber es geht mir auch nicht darum, sondern um deine vorstellung, was ein hilfsarbeiter verdient! bei 1000 euro brutto hat man fast keine abzüge mehr übrigens...und ich verdiene mit bhs-matura auch nur 1000 euro (einstiegsgehalt bundesdienst)...dh ich bin ein diplomierter hilfsarbeiter, und mit mir zigtausende andere österreicher. willkommen in der realität.
 
  esmeweatherwax | 25.09, 10:17
Hast ja recht, es ist eine ziemliche Sauerei, was in Österreich als einem der reichsten Länder teilweise an mickrigen Gehältern gezahlt wird.

Ich bin halt etwas verwöhnt, weil ich in der metallverarbeitenden Industrie arbeite, wo z.B. ein angelernter Hackler bei Magna mit Nachtschicht doch an die 1400¿ verdient.

Trotzdem find ichs eine maßlose Frechheit, Leuten, die sich 6-8 Jahre ins Studium reingekniet haben, Gehälter zu zahlen, die unter dem Mindestlohn, der gerade debattiert wird, liegen und die nur die Hälfte dessen betragen, was man als Minimum für "qualifizierte Ausländer", die laut "Integrationsvertrag" ins Land kommen dürfen, vorschreibt.
 
 
  ivanertlov | 24.09, 15:49
Ganz einfach...
...weil mich diese Idioten im Komitee ignorieren und daher meine Chancen auf den Literaturnobelpreis praktisch null sind.
Na, im Ernst: Diese Feststellung ist ebenso überflüssig wie so manch anderer Text hier. Ausserdem wird der Zeilinger über kurz oder lang garantiert den Physik Preis nach Österreich holen!
 
 
 
  eisenwolf | 24.09, 15:23
warum?
Postings lesen (Kongo-Otto, Mondsohn etc.), Politik beobachten.
Alles unklar?
 
 
 
  süssholz | 24.09, 15:10
GEBT MIR DEN NOBELPREIS!
Wenn sich sonst niemand in Österreich findet, ich würde schon einen Nobelpreis nehmen.
 
 
 
  crayon | 24.09, 14:59
Kein Wunder bei diesem Zeitgeist
Nachdem es bildungspolitisch oberstes Gebot ist, daß der Nachwuchs ausschließlich die Wirtschaft befriedigt (d.h. die nichtforschenden Klein und Mittelbetriebe), wird sich in Österreich auch keine maßgebliche Forschungslandschaft bilden können. Der Schulbildungs-Trend verlangt weniger naturwissenschaftliches und humanistisches Grundlagenwissen, dafür aber Microsoft Office Kenntnisse. Beispiel: Integrieren soll nur mehr mittels Taschenrechner gelernt werden--wozu die Kinder mit unnötigen Details quälen, wenn's der TR eh kann? Hier in Ö wird bald niemand mehr in der Lage sein, einen TR zu entwickeln!
 
 
 
  esmeweatherwax | 24.09, 15:16
Und was noch dazukommt:
Ein superschwachsinniges neues Uni-Dienstrecht, nach dem Dissertanden nur mehr Hilfsarbeiterlöhne (<1000¿ monatlich, 12 Mal, 4 Jahre lang ohne Abfertigung) bezahlt bekommen, was dazu führen wird, dass sich nur mehr die Versager und die 40-Semester-Studenten, die in der Privatwirtschaft keine Stelle finden, für Assistentenstellen bewerben werden.
  paragraferl | 24.09, 14:40
daran wird sich auch in Zukunft nix ändern!
Dank der pseudogenialen Unireform von Liesl G. & Co.! da kann ich nur sagen, wählt am 24.11. was Gescheiteres!
 
 
 
  rashim | 24.09, 14:56
Das ist aber schwierig in Österreich, da gibts aber nicht wirklich was gscheites zum Wählen... Das wird die Wahl der wenigsten Punkte auf der Liste was gegen eine bestimmte Partei spricht...
 
  nyc01 | 24.09, 15:13
unsinn
es liegt wie in allen sozialistisch geprägten ländern an der mangelden individuellen freiheit, dem negieren von leistungsunterschieden zwischen menschen und der daraus resultierenden gleichmacherei und der fehlenden förderung von eliten. schaut in die usa und ihr wißt wie es geht...
 
  entwickla | 24.09, 16:14
Die Partei
die gscheites bringen würde, ist noch nicht vorhanden. Also wähle ich FPÖ, um die Waage zu halten.
 
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