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Forschungs-Reform: ÖVP gegen Reichholds Vorschläge  
  Kritik an den Vorschlägen des freiheitlichen Infrastrukturministers Mathias Reichhold zur Neuorganisation der Forschungspolitik kommt nun auch aus der ÖVP: Die Minister Gehrer und Bartenstein, deren Ressorts ebenfalls für Forschung zuständig sind, lehnen das Aufgehen der Forschungsförderungsfonds in einer von Reichhold bei den Alpbacher Technologiegesprächen vorgeschlagenen einheitlichen Organisationsform ab.  
Forschungsförderung verläuft in Österreich in mittlerweile gut eingefahrenen Bahnen. Da gibt es zwei große und mehrere kleine Fonds. Die wichtigsten sind der Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) und der Forschungsförderungsfonds für die gewerbliche Wirtschaft (FFF).
FWF fördert vor allem Grundlagenforschung
Beide wurden 1967 eingerichtet und haben - wie die Namen schon sagen -unterschiedliche Aufgaben. Der FWF ist die wichtigste Förderstelle für wissenschaftliche Projekte, die vor allem an den Universitäten stattfindeen.

Das ist in erste Linie die Grundlagenforschung. Sie wird aus der Wirtschaft naturgemäß nicht so großzügig bedacht, wie die angewandte Forschung, von der sich Industrie und Unternehmen unmittelbaren Nutzen erwarten.
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Welche Einrichtungen könnten betroffen sein?
Bei den Alpbacher Technologiegesprächen kündigte Infrastrukturminister Mathias Reichhold die Neuordnung der Forschungsförderungs-Landschaft in seinem Ressortbereich an - und sorgte damit für einige Aufregung. Noch ist allerdings nicht klar, welche Förderinstitutionen in diese neue Gesellschaft integriert werden sollen. Den Gesetzesentwurf will Reichhold Mitte September vorlegen.

Neben den beiden größten Einrichtungen - dem Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) und dem Forschungsförderungsfonds für die gewerbliche Wirtschaft (FFF) - könnten auch der Innovations- und Technologiefonds (itf), die Technologie Impulse Gesellschaft (TIG) und die Austrian Space Agency (ASA) betroffen sein.
->   science.ORF.at: Alle Fördereinrichtungen im Überblick
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Nur 50 Prozent der Projekte bewilligt
Grundlagenforschung hingegen ist langwieriger, und muss auf längere Zeit hinaus finanziert werden. In Ländern wie den USA finden sich dafür reiche Privatmäzene - in Österreich besorgt das der FWF und er tut es gründlich aber streng:

Nur die Hälfte der eingereichten Projekte wird bewilligt. Die öffentliche Hand stellte dem FWF im Vorjahr 66 Millionen Euro zur Verfügung, dazu kamen 28 Millionen Euro aus dem Jubiläumsfonds der Nationalbank.
Vertreter der Universitäten in der Mehrheit
In der Delegiertenversammlung des FWF, dem Steuerungsorgan des Fonds, sitzen Vertreter der Uni-Fakultäten, Sozialpartner und Fachleute aus anderen Forschungseinrichtungen, sowie Vertreter von Ministerien und Hochschülerschaft - der FWF ist hier und auch im Kuratorium, das die Projekte beurteilt, sehr universitär geprägt.
Gehrer: FWF gehöft zum Bildungsministerium
Wenn nun der Infrastrukturminister daran denkt, den FWF mit den anderen, eher wirtschaftsorientierten Fonds zusammenzulegen und faktisch dem Kompetenzbereich seines Ministeriums einzugliedern, ist die Reaktion von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer fast naheliegend:

"Der FWF erfüllt eine wichtige Funktion für die universitäre Forschung. Deshalb gehört er zu dem Ressort, in dem auch die Universitäten angesiedelt sind. Man kann den FWF und die Unis nicht voneinander trennen."
Bartenstein: Kein abgesprochener Vorschlag
Aber auch Wirtschaftsminister Martin Bartenstein lässt heute über die Tageszeitung "Kurier" ausrichten, dass es sich lediglich um Reichholds Ideen und nicht um abgesprochene gemeinsame Vorschläge handelt.

Dem FWF in einer "Gesellschaft des Bundes für Innovation" einen Aufsichtsrat vorzusetzen - davon halten demnach beide zuständigen ÖVP-Minister nichts.
->   Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF)
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FFF: Fördervolumen von 227 Mill. Euro im Jahr 2001
Der zweite große Fonds, der wirtschaftsnahe FFF arbeitet naturgemäß anders: Von den Projektkosten finanziert er maximal die Hälfte, und zwar durch einen Mix aus direkten Zuschüssen und Darlehen. Letztes Jahr hatte er ein Fördervolumen von 227 Millionen Euro. Seine Präsidiumsmitglieder entsenden die Sozialpartner. Etwa sechzig Prozent der eingereichten Projekte werden gefördert.
->   Forschungsförderungsfonds für die gewerbliche Wirtschaft (FFF)
...
Auch Forschungsrat zeigt sich irritiert
Wie Reichhold diese und andere Fördereinrichtungen wie den Innovations- und Technologiefonds ITG , die Technologie Impulse Gesellschaft und die Austrian Space Agency gegen den Willen von ÖVP, Wirtschafskammer, Opposition und Sozialpartnern unter einen Hut bringen will, bleibt abzuwarten.

Auch der Präsident des Rates für Forschung und Techologieentwicklung Knut Consemüller zeigt sich irritiert - immerhin ist sein Rat derzeit so etwas wie eine Koordinationsstelle in der Forschungsförderung.
Verständigungsgespräche?
Verständigungsgespräche mit dem Minister laufen angeblich schon. Rückenwind erhält Reichhold indessen durch die Kritik des Rechnungshofs an unübersichtlich eingesetzten Technologiemilliarden der Regierung. Laut dieswöchigem ¿Profil¿ empfiehlt der Rechnungshof eine Bündelung der Ressourcen.

Martin Haidinger, Ö1-Wissenschaft
->   Infrastrukturministerium (BMVIT)
Chronologie der Debatte um die Forschungs-Reform in science.ORF.at:
->   Reichholds Reformvorschlag für die Forschungsförderung (22.8.02)
->   Aufregung um Reform der Forschungsförderung (23.8.02)
->   Forschungsrat zur Reform der Forschungsförderung (26.8.02)
 
 
 
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  blitzky | 27.08, 23:18
Da ich dem Rechnungshof mehr vertraue als dem ORF....
gehe ich davon aus, dass eine Bündelung der österreichischen Forschungsförderung ein brennheißes Anliegen ist. Nach der Meinung des Rechnungshofes wäre hier "locker 1 Milliarde Euro einzusparen". Dass die Gegnerschaft gegen Reichholds Pläne gewaltig ist, darf angesichts dieser Summe nicht verwundern. Von diesen unzähligen Zweigleisigkeiten haben offenkundig nicht wenige bisher wie die Maden im Speck gelebt. Es ist für mich verwunderlich, dass in diesem ORF-Beitrag der Rechnungshof-Bericht nur in einer Fußnote erwähnt wird, die mauernden STellungnahmen diverser Politiker und Profiteure des bisherigen Systems aber ausführlichst wiedergegeben werden. Wo bleibt hier eine ausgewogene Berichterstattung?
 
 
  quaaam | 28.08, 09:41
da ich dem rechnungshof und dem orf mehr vertraue als blitzky...
... der "locker" aus einer million euro eine milliarde macht. lieber blitzky, der unterschied sind 999 millionen EURO, welche die "maden" sicherlich gerne an speck hätten...
  sensortimecom | 28.08, 10:02
Bündelung
Dass man sämtliche staatliche Forschungs-Förderungseinrichtungen zentralisiert, hat doch mit Politik ÜBERHAUPT NIX zu tun. Das gebietet der einfache gesunde Hausverstand.

Auch die INNOVATIONSAGENTUR gehört IMO unter das gemeinsame Dach. Außerdem sollen alle Tätigkeiten lfd. per Internet abrufbar sein. Also auch die Untätigkeit. Transparenz und Objektivierung MUSS überall dort gegeben sein, wo schwerverdientes Steuergeld ausgegeben wird.

Außerdem sollten alle auftauchenden Probleme an die Öffentlichkeit, z.B. Überpatentierung, ausländische Interessen, Einflussnahme usw. usf.
ALLES MUSS AUF DEN TISCH! Wenn es globale Sachzwänge gibt, die eine nationale Forschung - wie sie hunderte Jahre bestanden hat - heute nicht mehr opportun erscheinen lassen, MUSS darüber diskutiert werden! ÖFFENTLICH!
Nicht hinter verschlossenen Türen von irgendwelchen Bilderberger-Vereinen!
Nicht so wie in den 80er-Jahren!

mfg Erich B. www.sensortime.com
  blitzky | 27.08, 23:17
Da ich dem Rechnungshof mehr vertraue als dem ORF....
gehe ich davon aus, dass eine Bündelung der österreichischen Forschungsförderung ein brennheißes Anliegen ist. Nach der Meinung des Rechnungshofes wäre hier "locker 1 Milliarde Euro einzusparen". Dass die Gegnerschaft gegen Reichholds Pläne gewaltig ist, darf angesichts dieser Summe nicht verwundern. Von diesen unzähligen Zweigleisigkeiten haben offenkundig nicht wenige bisher wie die Maden im Speck gelebt. Es ist für mich verwunderlich, dass in diesem ORF-Beitrag der Rechnungshof-Bericht nur in einer Fußnote erwähnt wird, die mauernden STellungnahmen diverser Politiker und Profiteure des bisherigen Systems aber ausführlichst wiedergegeben werden. Wo bleibt hier eine ausgewogene Berichterstattung?
 
 
 
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