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Neues aus der Welt der
Wissenschaft |
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Maximale Lebenserwartung noch nicht in Sicht? |
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Die Menschen können
möglicherweise deutlich älter werden als bislang angenommen. Denn die
Lebenserwartung hat in den letzten 160 Jahren mit verblüffender
Regelmäßigkeit - um drei Monate pro Jahr - zugenommen. Das belegt eine
gemeinsame Studie des Rostocker Max-Planck-Instituts für demografische
Forschung und der Universität Cambridge, die im US Wissenschaftsjournal
"Science" erschienen ist. |
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Es gebe keinen Grund
zu glauben, dass die maximale Lebenserwartung in absehbarer Zeit
erreicht sei, heißt es in der Studie. Theorien und Prognosen über
vermeintliche Obergrenzen der Lebenserwartung hätten sich dagegen stets
als falsch erwiesen. |
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"Broken Limits to Life Expectancy"
Der Artikel "Broken Limits to Life Expectancy" von Jim Oeppen
(Universität Cambridge) und James W. Vaupel (Max-Planck-Instituts für
demografische Forschung) ist erschienen in "Science", Bd. 296, Nr. 5570,
Seiten 1029-1031, vom 10. Mai 2002. |
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Der
Originalartikel (kostenpflichtig) |
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Entwicklung der Rekordlebenserwartung seit 1840 |
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In ihrer Untersuchung
haben die Demografen Jim Oeppen von der Cambridge Group for the Hitstory
of Population and Social Structure und James W. Vaupel vom Max Planck
Institut für demografische Forschung die Entwicklung der
Rekordlebenserwartung seit 1840 rekonstruiert. |
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Japanerinnen mit 85 Jahren führend |
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Die Forscher
verglichen ihre Beobachtungen mit historischen und zeitgenössischen
Expertenmeinungen und Prognosen. Die maximale Lebenserwartung von Frauen
ist demnach in den vergangenen 160 Jahren kontinuierlich um rund drei
Monate pro Jahr gestiegen.
1840 waren die schwedischen Frauen mit einer Lebenserwartung von etwa 45
Jahren führend, heute liegen die Japanerinnen mit rund 85 Jahren
weltweit vorn.
Auch bei Männern stieg die Lebenserwartung kontinuierlich an, allerdings
langsamer: Wurden die Frauen mit der längsten Lebenserwartung vor 160
Jahren im Schnitt zwei Jahre älter als die Männer, beträgt der
Unterschied heute rund sechs Jahre. |
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Falsche Prognosen zur maximalen Lebenserwartung |
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Die Studie der beiden
Demografen führte zu insgesamt drei Hauptthesen bezüglich der
Lebenserwartung. Zum einen hätten sich die Prognosen vieler Experten zur
maximalen Lebenserwartung immer wieder als falsch heraus gestellt.
Forscher haben demnach über Jahrzehnte hinweg wiederholt behauptet, dass
die Lebenserwartung bald eine Obergrenze erreichen würde. Verschiedene
biologische und praktische Barrieren wurden vermutet.
Diese Behauptungen hätten sich allerdings regelmäßig wenige Jahre später
als falsch herausgestellt, weil die vermeintliche Höchstgrenze dann
bereits in einem Land durchbrochen wurde. |
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Lebenserwartung
Lebenserwartung bezeichnet das mittlere Sterbealter, das unter den
bestehenden Sterblichkeitsverhältnissen eines bestimmten Kalenderjahres
erreicht wird. Die Lebenserwartung zum Zeitpunkt der Geburt wird
berechnet als die durchschnittliche Anzahl der Jahre, die Neugeborene
leben würden, wenn die für ein bestimmtes Kalenderjahr beobachteten
altersspezifischen Sterbeziffern unverändert bleiben würden. |
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Keine Verlangsamung der Rekordlebenserwartung |
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Sollte die
Lebenserwartung bald ihre Obergrenze erreichen, würde man zudem - so die
zweite These der Forscher - erwarten, dass sich der Zuwachs in der
Rekordlebenserwartung, d.h. die weltweit höchste in einem Land
beobachtete durchschnittliche Lebensdauer der Menschen, verlangsamt.
Doch genau das trifft nicht zu, wie die Demografen nun belegt haben. Die
Entwicklung der letzten 160 Jahre zeigt vielmehr, dass die
Rekordlebenserwartung stetig und kontinuierlich um ungefähr drei Monate
pro Jahr angestiegen ist. |
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Angleichung der Länder |
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In manchen Ländern
verlangsamt sich heute allerdings tatsächlich das Wachstum der
Lebenserwartung. Dies ist jedoch nach Ansicht der Wissenschaftler kein
Hinweis darauf, dass sich die Lebenserwartung in diesen Ländern einer
Obergrenze nähert.
Vielmehr scheint es, wie die dritte These der beiden Demografen lautet,
dass im internationalen Vergleich Nachzügler den Abstand zu den
führenden Ländern aufholen und diese selbst zurückbleiben. |
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Weniger Kindersterblichkeit, bessere Überlebenschancen |
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Laut Studie ist in den
letzten 160 Jahren die Rekordlebenserwartung insgesamt um knapp 40 Jahre
angestiegen. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ließ sich der
Anstieg der Lebenserwartung hauptsächlich auf den Rückgang in der
Kindersterblichkeit zurückführen.
Nach 1950 trugen dagegen Fortschritte in der Verbesserung der
Überlebenschancen der über 65-Jährigen wesentlich zum Zuwachs in der
Lebenserwartung bei. Allerdings ist der Anstieg der Lebenserwartung das
Resultat eines komplizierten Zusammenspiels. |
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Bildung, Einkommen, Ernährung ...
Verschiedene Faktoren, wie z.B. Bildung, Einkommen, Ernährung,
medizinische Versorgung, Hygiene und Gesundheitsverhalten, wirken den
Forschern zufolge mit. Dieses Zusammenspiel variiert mit dem Alter, der
Zeitperiode, dem Geburtsjahrgang, der geografischen Lage und bei
verschiedenen Krankheiten.
Die Ursachen für den Anstieg der Lebenserwartung sind also kompliziert
und abhängig von den eben beschriebenen Zusammenhängen, aber das
Resultat - eine klare lineare Zunahme der Rekordlebenserwartung - ist
eindeutig. |
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Lebenserwartung bis 2080 100 Jahre? |
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Erstaunlich ist das
Ausmaß der Konstanz und Regelmäßigkeit im Anstieg der
Rekordlebenserwartung. So lässt sich die Zunahme über 160 Jahre fast
perfekt durch eine Gerade beschreiben.
Wenn sich der lineare und kontinuierliche Zuwachs der Lebenserwartung in
der Zukunft fortsetzt, dann wird nach den Berechnungen der
Wissenschaftler in 60 Jahren die Rekordlebenserwartung einhundert Jahre
betragen. |
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Gravierende Folgen für die Politik |
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Die Ergebnisse der
Studie könnten gravierende Folgen für die Politik und die persönliche
Lebensplanung haben. Denn viele der bisherigen, offiziellen Prognosen
lenken die Gesetzgebung und diejenigen, die für ihren Ruhestand planen
und vorsorgen wollen, in die falsche Richtung, meinen die Forscher.
Falsche Prognosen könnten zum Beispiel zur Folge haben, dass
tiefgreifende, aber notwendige Änderungen in der Arbeits-, Gesundheits-
und Rentenpolitik aufgeschoben werden. |
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