Email
News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit .  Leben 
 
Die Theodizee-Frage stellt sich erneut  
  Angesichts der Seebebenkatastrophe in Südostasien rückt auch die so genannte "Theodizee-Frage" wieder in den Mittelpunkt - ein zentraler Punkt der Theologiegeschichte, der nach der Ursache des "Übels in der Welt" fragt.  
Gelehrte in aller Welt versuchen seit Jahrhunderten, plausible Erklärungen für Überschwemmungen, Kriege und Leid zu finden.
Von Leibniz geprägt
Das 1697 vom deutschen Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz geprägte Wort setzt sich aus den griechischen Substantiven "theos" (Gott) und "dike" (Gerechtigkeit) zusammen. Wo ist Gottes Gerechtigkeit angesichts der Übel in der Welt?
->   Leibniz-Ausstellung ehrt Universalgelehrten
Im theologischen Sinn nicht nachvollziehbar
Pater Eberhard von Gemmingen, der Leiter der deutschsprachigen Redaktion von "Radio Vatikan" in Rom, versucht eine Antwort: "Das Tun Gottes können wir nicht verstehen. Solche Katastrophen können uns daran erinnern, dass wir Gott nicht in die Karten schauen, dass sein Tun ein Geheimnis, ein Mysterium ist, manchmal ein sehr schmerzliches Geheimnis."

Und tatsächlich ist der Sinn hinter derartigem Leid für den menschlichen Geist kaum nachvollziehbar.
->   Mehr über die Theodizee (Wikipedia)
Geologisches Ereignis - ohne Schuldige
Bei Dürre und Erdrutschen kann man vielleicht noch die vom Menschen verursachten Eingriffe in die Natur verantwortlich machen, bei Kriegen sind sowieso die Menschen selbst für Mord und Tod verantwortlich. Aber bei Erdbeben gibt es keine Schuldigen.

Und es ist auch schwierig, hierfür das Konzept der "Erbsünde" heranzuziehen, wonach die ganze Menschheit seit Adams Verfehlung ihrer Natur nach schuldhaft geworden ist.

Die Apokalypse von Südostasien ist ein rein geologisches Ereignis, sie wurde durch die Bewegung der Kontinentalplatten verursacht. Da gibt es keine Schuldigen.
Schon Erdbeben in Lissabon 1755 ...
Wohl gerade deshalb haben Erdbeben seit jeher die Frage nach der Gleichgültigkeit der Natur und der Rolle Gottes angeregt. Als 1755 das schwere Erdbeben von Lissabon 30.000 Menschen in den Tod riss, schien sich Leibniz' Theorie der "besten aller möglichen Welten" plötzlich ins Gegenteil zu verwandeln.
... zeugte vom traurigen Spiel des Zufalls
Voltaire schrieb damals: "Man wird Mühe haben, zu erraten, wie die Gesetze der Bewegung so entsetzliche Verwüstungen in der besten aller möglichen Welten anrichten. Welch trauriges Spiel des Zufalls ist doch das Spiel des menschlichen Lebens!"

Schopenhauer sprach später sogar von der "schlechtesten aller möglichen Welten", in der primär Schmerz und Leid vorherrschen, während Freude und Glück der Ausnahmezustand sind.
Jesus als Antwort?
Dabei hatte eigentlich schon Jesus die Theodizee-Frage aufgelöst, als er lehrte, dass das Übel in erster Linie eine Herausforderung an den Glauben ist, dass Gott gerecht ist, dass es eine Jenseitshoffnung gibt und leidenden Menschen im Paradies Gerechtigkeit widerfahren wird.

So wird der Glaube an ein Leben nach dem Tod für die Menschen zum Trost auch in der schlimmsten Katastrophe.

Aber verstehen können wir trotzdem nicht, so Pater von Gemmingen: "Wir können nicht verstehen, wir können nur vertrauen, dass hinter allem doch ein Sinn steckt, den wir eines Tages in Seinem hellen Licht erkennen können. Heute aber bleiben wir im Dunkeln."

[science.ORF.at/APA/dpa, 30.12.04]
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 
  jetro | 05.01, 22:41

Ich möchte meine Schwierigkeit mit der wohl traditionellen Glaubensauffassung so darstellen:
1. Gott ist das, worüber hinaus nichts Vollkommeneres gedacht werden kann (frei nach Anselm).
2. Folge: Gott ist allmächtig. (ein halbmächtiger oder ohnmächtiger Gott ist wohl nicht vorstellbar).
3. Weitere Folge: Gott ist allgütig.
4. Weitere Folge: Gott hat aus freier Entscheidung alles erschaffen (Schöpfung), er hätte es nicht müssen.
5. Weitere Folge: Diese Welt ist die beste aller möglichen Welten (frei nach Leibniz), weil ja Gott das vollkommenste Denkbare, also auch Seiende ist.
6. Überlegung: Hätte Gott auch eine andere Welt schaffen wollen können? (eine noch bessere)? Was ist dann aber mit der absoluten Vollkommenheit Gottes?

Irgendwie muss der Glaube wohl diese 6 Punkte in Betracht ziehen. Der Gläubige wird das zusammendenken müssen.
Der christliche Glaube (so scheint mir) geht da noch viel weiter. Vor allem die Vollkommenheit und Unüberbietbarkeit von Gottes Güte ist da herausgearbeitet. Gott setzt sein Sein aufs Spiel, um die Menschen und seine Schöpfung zu retten.

Die Zweifler werden sagen: Warum hat dieser vollkommene Gott diese Welt nicht vollkommener erschaffen? Die letzte Katastrophe drängt einem doch diese Frage auf.
Die dennoch Gläubigen werden sagen: Trotz aller Katastrophen (denn die gab es früher genauso) hat der Großteil der Menschheit nie aufgehört zu glauben. Wesentliche Bücher der Völker (z.B.: Bibel) künden vom geistigen Ringen der Menschen mit ihrem Gottesbegriff. Und es gab viele Antworten, die immer wieder ersetzt wurden. Und immer wieder erdenken und erfahren die Menschen neue Antworten. Sollten wir da nicht auch unverzagt daran arbeiten?
 
 
  malagueta | 05.01, 21:40
Die Flutkatastrophe
mit Gott und Religion zu verbinden ist doch reiner Schwachsinn. Meiner Meinung nach ist das eine sinnlose Hineininterpretiererei, die nichts bringt.
Die ganze Wer-Ist-Schuld-Frage kann man sich schenken. Schuld gibts da keine, das war ein rein physikalisches Phänomen, das eben mal alle paar Jahre durch die Kontinentalplattenverschiebung auftaucht.
Sowas kann man nicht vorhersehen und es hat auch absolut keinen Sinn, sich den Kopf über das zu zerbrechen, wie Gott damit im Zusammenhang steht, eher sollte man sich jetzt Gedanken machen, wie man den Flutopfern helfen kann!
 
 
  ohnegödkamusi | 04.01, 16:21

Wieder mal so ein Beispiel von *homo res mensura*, und in diesem Fall sogar eins mit den Scheuklappen des christlichen Autors. "Dabei hatte eigentlich schon Jesus die Theodizee-Frage aufgelöst... zum Trost auch in der schlimmsten Katastrophe." Vorausgesetzt, man ignoriert die geistlichen Größen in der ganzen Welt VOR Jesus. Vorausgesetzt, man glaubt an *das Paradies* und ein *Leben nach dem Tod*. Es gibt ja viele Menschen, die was anderes glauben! Z. B. mehrere Leben, z. B. Nihilisten, ... - "Und tatsächlich ist der Sinn hinter derartigem Leid für den menschlichen Geist kaum nachvollziehbar." vorausgesetzt, es gibt einen *Sinn* dahinter! Und WAS bitte kann unser schwacher menschlicher Geist schon wirklich nachvollziehen? Wir schaffen ja schon oft nicht mal, z.B. den weitaus banaleren Sinn "Marketing" hinter der Vorgabe "Gewinnspiel" oder "Preissenkung aus Liebe" oder "nur 9,99 statt 10,50" oder so ähnliches zu sehen. Haha.
 
 
  thedrone | 02.01, 18:25
PS.: Von Forenadmin zu hoffentlich noch existenten Forenadmins hier:
Thematik verfehlt, Topic Closed!

Das wäre meine Antwort zu einem religiösen Thread in einem Wissenschafts Forum.....

Aber Ohne Richtige Funktion ist der Thread hier eh gut auf gehoben </ironie>
 
 
  dachtlverteiler | 02.01, 19:59
von mensch mit hauptschulabschluss
zu forenadmin.

wer nicht weiss, dass es sich bei theologie um eine wissenschaft und nicht um eine religion handelt, sollte in medien wie diesen nicht mal user- geschweige den adminrechte besitzen
  thedrone | 02.01, 18:16
Das ist doch wohl ein schlechter Scherz?
Solchen Kakmist in science.orf.at veröffentlichen kann NUR ein (schlechter) Scherz sein.

Ad 1. Es gibt keinen beweis für die Existenz Gottes. Bis seine Existenz BEWIESEN ist - gibt es keinen Gott!

Ad 2. Jesus war ein gewitzter (jüdischer!) Prediger der die Massen in seinen Bann ziehen konnte, und dadurch erfolg hatte. Er hat das gleiche getan was heute JEDER Politiker tut: er hat das blaue vom Himmel runter gelogen!

Ad 3. Erdbeben, volkanausbrüche, Überschwemmungen (egal welcher Art) geschehen in der Natur einfach so. Tiere (nichts anderes ist die Affenart "Homo Sapiens") gehen dabei einfach drauf. BASTA.

Ad 4. Es hat folgende (einfache, natürliche ) Gründe dass viele Lebewesen bei solchen Unglücklichen Ereignissen sterben: Populationskontrolle von Mutter natur (dem bösartigsten alten Weib das es gibt). Der Mensch hat ja (leider) keine natürlichen Feinde durch die er in akzeptablen Zahlen gehalten werden könnte, es werden einfach (Krebszellen ähnlich) einfach immer mehr und mehr.

Ad 5. Ich bin froh das eine sehr gute Freundin von mir überlebt hat (sie lebt in Thailand ist von dort) und ich trauere mit den menschen die Familie, Freunde und/oder zu Hause verloren haben. Aber auf Artikel wie diese reagiere ich einfach nur GIFTIG!
 
 
  terrarium | 05.01, 17:07
Deinen Aussagen stimme ich zu, ...
... bis auf jene:
"Populationskontrolle von Mutter Natur".
Damit machst du den gleichen Fehler wie fast alle Menschen und auch besonders Religiöse, du anthropozentrierst kausale Verläufe. "Die Natur" ist keine Person und kontrolliert damit auch nicht. Die Dinge passieren ganz einfach und wenn durch Katastrophen Individuen ausgelöscht werden, dann werden sie eben ausgelöst - "basta" - wie du richtig schreibst
  hosenbeisser | 01.01, 12:16
Diese Theodizee-Frage ist doch Ausdruck von Schwachsinn
Dieses Erdbeben wurde durch die Kontinentalplattenverschiebung ausgelöst. Das sind einfach bestimmte physikalische Gesetzmässigkeiten die da halt verschieden zusammenspielen und es macht mal Rums. Dabei nach irgendeiner göttlichen Ursache oder Sinn des Übels zu Fragen zeugt von massiven Verlust die Realität zu erfassen, an der Grenze zum Schwachsinn.
 
 
  huachzszua | 01.01, 13:22
Wozu den Schmied bemühen?
Hier kann auch der Schmiedel erklären.
  musiclover | 01.01, 10:38
Ich wuesste es schon
aber
ich sage es sicher nicht

Warum ich es nicht sage?
Ganz einfach, weil ich nicht WILL.

dance and love
 
 
  salai | 31.12, 14:02
ist doch ganz einfach!
Sollte es Gott wirklich geben (was ich nicht glaube) dann ist er ein selbstherrliches Ar***loch.

Gott: Mann, Mann, ist mir heute wiedermal fad. Ich glaub' ich "prüfe" mal wieder ein paar Menschen. Was nemma denn? Hmm... Seuchen? nö, zu langweilig; Überschwemmung? nicht sooo lustig; Erdbeben? hatten wir auch schon. Ha, die Idee: Alles zusammen *hähähä*
 
 
  archilochos | 01.01, 10:02
Nicht zu vergessen: das passende Datum !
Bekehrungsabsichten können tatsächlich nicht dahinterstecken, oder ist im Iran seit dem Erdbeben vom vergangenen Jahr jemand vom Glauben abgefallen?

Bestenfalls doch vom Glauben an Politiker, die behaupten, Allah auf ihrer Seite zu haben.

Die römisch-katholische Kirche soll übrigens schon längere Zeit mehr inoffiziell nicht mehr an einen persönlichen Gott glauben (der dann auch noch *hähähä* macht).
Meiner Schöpfungs/Schöpfervorstellung tut es keinen Abbruch, dass es da keine Allmacht gibt, die "einen Stein machen kann, der so schwer ist, dass sie ihn nicht aufheben kann".

  diereinewahrheit | 31.12, 13:01
ganz einfach
in diesem Fall (und auch in anderen Fällen zuvor) hat wieder einmal die Achse des Bösen die Oberhand behalten...
 
 
  nive | 31.12, 11:49
Komisch?
Sensortimecom hat recht, ein wirklich merkwürdiges Thema für ein Science-Forum, wenn die Fragen in Bezug auf das Unglück auch absolut berechtigt sind.

Ich bin auch schon gespannt auf den Moment, wo der erste kommt und das ganze Leid vor einen evolutionären Hintergrund stellt und zu beantworten versucht;-)

Was die naturwissenschaftliche und weniger die philosophische Seite angeht (ist doch ein Science-Forum, oder?;-), würde ich in Bezug auf das Leid das den Menschen da wiederfahren ist, nach anderen Ursachen fahnden.

aasgeier hat da sicher schon ein paar gute Gedanken gebracht, als er die Dummheit/Ungebildetheit und Ignoranz des modernen Menschen angeführt hat.

Die Frage ist aber auch, ob der Mensch nicht technische Handicaps hat. Ich habe gehört, dass bei der Katastrophe wenig Tiere gestorben sein sollen - in einem Nationalpark haben sie z.B. kaum Tierkadaver aber jede Menge Leichen von Menschen gefunden. Die Tiere haben anscheinend sensorentechnische Möglichkeiten, verschiedene Naturkatastrophen schon in der Entstehungsphase zu erfassen und die gefährdeten Gebiete zu verlassen. Der Mensch anscheinend nicht - hat er die dazu nötige Ausstattung nicht? Ist sie degeneriert? Oder hat der moderne Mensch ganz einfach verlernt auf solche Signale seines Körpers zu hören, bzw. sie zu interpretieren? Das wäre doch mal interessant zu erforschen...

 
 
  allgeier | 31.12, 11:56
Anhand von Abertausenden von Toten die blöden alten Klischees wiederzukäuen halte ich für schwer daneben. Spende lieber, damit kannst Du beweisen, daß Du ein Mensch bist.
  nive | 31.12, 13:29
@allgeier...
... ich sehe nicht, wo es "daneben" wäre, zu diesem Anlass passende Fragen zu stellen - wohlgemerkt im SCIENCE-Forum, nicht im Forum für Spendenaufrufe und sonstiges...



  sensortimecom | 31.12, 17:16
@nive
Richtig.

Tiere haben Rezeptoren, die wir großteils noch gar nicht kennen bzw. erforscht haben. (Für den Laien: Rezeptor in der Biologie = dasselbe wie "Sensor", "Messwertaufnehmer" oder "Detektor" in Informatik/Robotik).

Einige Beispiele, die wir kennen, sind möglicherweise trivialer Art - verglichen mit vielen noch UNBEKANNTEN Arten von Rezeptoren/Sensoren im Tierreich, die zur Navigation und Auto-Adaption dienen. Hochsensible Sensoren für chem. Agens bei Hundeartigen, Ultraschall-Rezeptoren bei Fledermäusen, Magnetfeld-Sensoren bei Vögel, Akustik-, Magnetfeld- und Wasserströmungs-Rezeptoren bei vielen Fischen, (aber auch beim Wal) usw. usf.
um nur einige wenige zu nennen.

Damit Schluss hier.
Wünsche allen einen guten Rutsch ins Jahr 2005.

Erich B.
  archilochos | 01.01, 09:46
@nive und sensortimecom: Sensoren und Wissen was zu tun ist...
...sind offenbar Vorzüge vieler Tiere.

Deren Hauptvorzug scheint mir aber, dass es im Tierreich Pseudophilosophen nicht gibt, welche die "Theodizee-Frage" wieder in den Mittelpunkt stellen (Zitat!).

Las ich doch hier irgendwo im Forum: Vorwarnung sei zwecklos, da die durchschnittliche Vorbereitungszeit für Evakuierungen 6 Stunden betrage. Glückliche Viecher, die intelligentere Leithammel haben und einfach losrennen. Vielleicht beten die ja auch, dass wenigstens die Richtung stimmt?
  nive | 03.01, 23:52
Nachtrag: Zum...
... exzellenten Frühwarnsystem der Tiere im Zusammenhang mit dieser Katastrophe:

http://de.news.yahoo.com/050103/286/4cywn.html

http://de.news.yahoo.com/050103/71/4cxiw.html
 
  Die ORF.at-Foren sind allgemein zugängliche, offene und demokratische Diskursplattformen. Bitte bleiben Sie sachlich und bemühen Sie sich um eine faire und freundliche Diskussionsatmosphäre. Die Redaktion übernimmt keinerlei Verantwortung für den Inhalt der Beiträge, behält sich aber das Recht vor, krass unsachliche, rechtswidrige oder moralisch bedenkliche Beiträge sowie Beiträge, die dem Ansehen des Mediums schaden, zu löschen und nötigenfalls User aus der Debatte auszuschließen.

Sie als Verfasser haften für sämtliche von Ihnen veröffentlichte Beiträge selbst und können dafür auch gerichtlich zur Verantwortung gezogen werden. Beachten Sie daher bitte, dass auch die freie Meinungsäußerung im Internet den Schranken des geltenden Rechts, insbesondere des Strafgesetzbuches (Üble Nachrede, Ehrenbeleidigung etc.) und des Verbotsgesetzes, unterliegt. Die Redaktion behält sich vor, strafrechtlich relevante Tatbestände gegebenenfalls den zuständigen Behörden zur Kenntnis zu bringen.

Die Registrierungsbedingungen sind zu akzeptieren und einzuhalten, ebenso Chatiquette und Netiquette!
 


 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick