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Neues aus der Welt der
Wissenschaft |
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Hoffnungsträger therapeutisches Klonen?
Autoren: Barbara Haigl, Renate Härtel und Thomas M. Keller |
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Die Züchtung
körpereigenen Zellmaterials bis hin zur Produktion ganzer Organe stellt
das Ziel des therapeutischen Klonens dar. Durch die Verwendung einer
Körperzelle des Patienten/der Patientin, d.h. der eigenen DNA, könnte
eine Abstoßungsreaktion vermieden werden, wodurch im Bereich der
Transplantationsmedizin ein großer Fortschritt erreicht würde. |
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Zudem erhoffen sich
die Forscher/innen von dieser Methode, derzeit unheilbare Krankheiten
wie zum Beispiel Parkinson zu kurieren. |
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Therapeutisches Klonen beinhaltet folgende Schritte:
1. Entnahme einer Körperzelle des Patienten/der Patientin
2. Entnahme einer befruchtungsfähigen Eizelle, aus der das Erbgut
entfernt wird
3. Einbringen des Zellkerns der Körperzelle (= DNA des Patienten/der
Patientin) in die Eizelle, die sich nach einer Stimulation zu teilen
beginnt
4. Beim reproduktiven Klonen würde der Embryo in die Gebärmutter
einer Frau eingesetzt. Es würde ein Kind mit der DNA des
Körperzellenspenders/der Körperzellenspenderin entstehen.
5. Blastozystenstadium: Die innere Zellmasse des Embryos besteht aus
embryonalen Stammzellen, die entnommen werden
6. Kultivierung der embryonalen Stammzellen im Labor
7. Gezielte Differenzierung der Zellen zu verschiedenen Zelltypen
8. Einbringen der Zellen in den Patienten und Ausführen der gewünschten
Funktion |
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Großformat
der Grafik "Therapeutisches Klonen" |
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Ethische Aspekte des therapeutisches Klonens |
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Die Problematik dieses
Verfahrens ergibt sich durch die Entnahme embryonaler Stammzellen aus
der Blastozyste, weil der Embryo dadurch abgetötet wird. Weiters ist die
Verwendung von Eizellen zu diesem Zweck ein kritischer Aspekt, denn
neben der körperlichen Belastung der Eizellspenderin (Hormonbehandlung
und operativer Eingriff zur Eizellentnahme) ergibt sich die Möglichkeit
der Kommerzialisierung von Eizellspenden. |
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Gesetzgebung spiegelt Problematik wider |
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Die Gesetzgebung zur
Stammzell-Forschung in der EU spiegelt die Problematik gut wider:
Während in Österreich Stammzellen und Embryonen nur in der
Fortpflanzungsmedizin verwendet werden dürfen, ist es beispielsweise in
Deutschland zulässig embryonale Stammzellen zu importieren, in Schweden
ist die Forschung an Embryonen (bis zum 14. Tag) und deren Herstellung
zu Forschungszwecken erlaubt, und in Großbritannien darf eine
unabhängige Behörde therapeutisches Klonen zulassen. |
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Sind die Definitionen von Klonen ... |
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Per Definition ist
Klonen die Erzeugung einer genetisch identen Kopie. Beim therapeutischen
Klonen wird das Erbmaterial des Patienten/der Patientin in die entkernte
Eizelle einer Spenderin eingebracht.
Die Eizelle beinhaltet allerdings die Mitochondrien mit der DNA der
Spenderin, wodurch die entstandene Zelle sowohl Erbinformation des
Patienten/der Patientin als auch der Spenderin besitzt. Daher ist sie
kein Klon der Patient(inn)enzelle. |
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und Embryo zutreffend? |
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Bezüglich des Begriffs
Embryo ist die Lage komplizierter. Bei der Befruchtung ergibt sich durch
die Verschmelzung von Ei- und Samenzelle eine Mischung des mütterlichen
und väterlichen Erbguts, das heißt die DNA des Embryos ist neukombiniert.
Im Gegensatz dazu wird beim therapeutischen Klonen die DNA der
Körperzelle unverändert in die Eizelle eingebracht. Da die Keimzellen
früh in der Entwicklung von den somatischen Zellen getrennt werden, ist
die DNA der Körperzelle insofern nicht mehr ident mit der der
Keimzellen, als dass Mutationen stattgefunden haben.
Somit ist aus molekularbiologischer Sicht der "Embryo" beim
therapeutischen Klonen nicht gleich jenem, der sich im Zuge der
Fortpflanzung entwickelt. |
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Stand der Forschung |
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Embryonale Stammzellen
verfügen über einige Eigenschaften, die sie als Hoffnungsträger für die
Medizin ausweisen: Sie teilen sich "unendlich" oft und schnell, sie
reparieren sich selbst und sie können sich zu mehr als 200 verschiedenen
Gewebsarten entwickeln.
In Bezug auf das therapeutische Klonen ergeben sich jedoch Probleme, da
die Forscher/innen noch nicht in der Lage sind, embryonale Stammzellen
in großen Mengen gezielt zu einem bestimmten Zelltyp differenzieren bzw.
Organe ausbilden zu lassen. |
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Erstaunliche Fortschritte |
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Nicht zu vergessen ist
das Risiko der Tumorbildung der embryonalen Stammzellen. Obwohl es
gegenwärtig noch wissenschaftliche Hürden zu bewältigen gilt, gibt es
auf dem Gebiet des therapeutischen Klonens erstaunliche Fortschritte. So
ist es zum Beispiel im Tierversuch gelungen, das defekte Immunsystem von
Mäusen zu reparieren.
Alternativen zu embryonalen Stammzellen sind Blutstammzellen und
gewebespezifische somatische Stammzellen. Die Nachteile liegen in der
geringeren Plastizität und Teilungskapazität dieser Zellen gegenüber den
embryonalen Stammzellen. Dementsprechend wären sie nach derzeitigem
Wissensstand nur beschränkt einsetzbar. |
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Über die Autoren
Barbara Haigl, Renate Härtel und Thomas M. Keller sind Studierende der
Studienrichtung "Molekulare Biologie" an der Universität Wien. Sie
schreiben im Rahmen einer Lehrveranstaltung mit dem Titel "Problemfelder
der Molekularbiologie" einen Artikel über das "Therapeutische Klonen"
und dessen Problematik. |
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Molekulare
Biologie, Uni Wien |
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"Dolly"-Schöpfer
Ian Wilmut und ... |
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Im April 2004 reichte
Ian Wilmut, Mitglied jenes Forschungsteams, welches das Schaf "Dolly"
klonte, einen Antrag ein, der ihm die Erlaubnis zum therapeutischen
Klonen mit menschlichen Embryonen erbringen soll.
Die Forscher wollen die DNA einer Körperzelle (Blut- oder Hautzelle) von
einem Patienten mit Amyotrophischer Lateralsklerose (ALS) in eine
menschliche Eizelle einbringen, embryonale Stammzellen entnehmen und sie
nach Möglichkeit zu den verschiedenen Nervenzelltypen, die bei ALS
betroffen sind, heranzüchten. Das Ziel ist die Erforschung der
Auswirkungen von ALS auf die Zellfunktionen, die zur Entwicklung von
Medikamenten führen soll. |
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sein brisanter Antrag |
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ALS ist eine rasch
voranschreitende degenerative Erkrankung des Zentralnervensystems
unbekannter Ursache, die unheilbar ist. Die Forschung an ALS ergab
bisher keinen medizinischen Durchbruch. Das ist unter anderem darauf
zurückzuführen, dass die Erkrankung bereits weit fortgeschritten ist,
wenn sich die Symptome zeigen, und Untersuchungen an den schwerkranken
Patienten umstritten sind.
Ist therapeutisches Klonen in diesem Fall eine vertretbare Alternative?
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