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Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit .  Leben 
 
Die Zukunft von Europas Forschung  
  Die Situation der europäischen Forschungslandschaft wird oft beklagt, etwa was die Abwanderung junger Spitzenforscher in die USA betrifft. Was aber lässt sich daran konkret ändern? Eine Möglichkeit besteht in der Einrichtung eines European Research Council (ERC), der vor allem der Grundlagenforschung Auftrieb geben soll. Die Österreicherin Helga Nowotny, Vorsitzende des European Research Advisory Board, versucht sich nun im Editorial der Fachzeitschrift "Science" an einem Ausblick, der auch kritische Töne enthält.  
Die Sozialwissenschaftlerin beginnt ihren Artikel mit einem Rückblick: Vor fast genau einem Jahr hatte ein Editorial - ebenfalls in "Science" - die Entwicklungen der Europäischen Forschung beleuchtet. Stichworte damals: Restrukturierung, mehr Rückhalt für die Forschung, Fokussierung auf Grundlagenforschung und regionale "Centers of Excellence".
Heutige Dynamiken der Forschungspolitik
Betrachtet man heute die Dynamiken der europäischen Forschungspolitik, so erhält man nach Helga Nowotny ein beeindruckendes Bild. Genannt wird etwa die Europäische Verfassung, in der explizit auf die Forschung und einen konvergenten Europäischen Forschungsraum verwiesen werde.
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Das Editiorial von Helga Nowotny ist unter dem Titel "European Research Momentum" im Fachmagazin "Science" (Bd. 305, Seite 753, Ausgabe vom 6. August 2004) erschienen (doi:10.1126/science.305.5685.753).
->   Der Artikel im Volltext (kostenpflichtig)
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Freies Zirkulieren von Wissen
Die große Vision sei es, eine European Research Area zu schaffen, "in dem Forscher, wissenschaftliche Kenntnisse und Technologie frei zirkulieren".

Damit würde "die europäische Forschungspolitik eine solidere Basis und eine größere Reichweite" erhalten, Forschung zur "gemeinsamen Zuständigkeit" werden, schreibt Helga Nowotny in "Science".
->   European Research Area
Europäischer Forschungsrat als Lösung?
Zu den Zielsetzungen des kommenden 7. Forschungsrahmenprogramms der EU, das 2006 beginnt, soll zudem explizit die Förderung der Grundlagenforschung gehören, vor allem aber auch die Schaffung eines European Research Council (ERC), der alle Disziplinen - also auch die Geistes- und Sozialwissenschaften - umfasst.
Für globale Wettbewerbsfähigkeit
Dessen Mission: "Die besten Forscher zu unterstützen, um sie im globalen Maßstab wettbewerbsfähig zu machen", so Nowotny. Der ERC solle für junge und talentierte europäische Forscher mindestens so gute Arbeitsbedingungen schaffen, wie sie die USA bieten.

Konkretere Details zum Europäischen Forschungsrat lassen sich dem Endbericht einer 2002 gegründeten ERC-Expertengruppe entnehmen, zu dessen Mitgliedern u.a. Nowotny zählt.

Angeregt wird darin die Schaffung eines European Fund for Research Excellence durch die Europäische Union, der durch den ERC verwaltet werden soll.
Für Forschung von höchster Qualität
Dessen erstes und Hauptziel sollte es sein, Forschung von höchster Qualität und im europäischen Wettbewerb ausgewählt zu fördern. So sollte der ERC etwa "Exzellenz-Knoten" an Europas Universitäten und Forschungsinstitutionen schaffen und unterstützen, meinen die Experten.

Damit werde die Wissensbasis gestärkt und Europas "Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskapazität" stimuliert.
Finanzierung von Grundlagenforschung
Man stellt sich den ERC hauptsächlich als Institution für die Finanzierung von Grundlagenforschung vor. Die Auswahl der Projekte würde nach den Vorstellungen der Expertengruppe auf wissenschaftlichen Kriterien beruhen - unter Anwendung eines strengen und transparenten Peer-Review-Prozesses.

Was die Finanzierung angeht, lauten die Forderungen für die ersten drei bis fünf Jahre: Zur Forschungsförderung sollten mindestens zwei Milliarden Euro pro Jahr bereit stehen, damit der ERC die gewünschte Wirkung haben könne.
->   Abschlussbericht der Expertengruppe vom Dezember 2003 (pdf)
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Informationen zu Helga Nowotny
Helga Nowotny lehrt seit 1996 an der ETH Zürich. Sie ist gegenwärtig Vorsitzende des European Research Advisory Board (EURAB) der Europäischen Kommission und ein Mitglied der European Research Council Expert Group (ERCEG), die 2002 initiiert wurde, um Möglichkeiten der Schaffung eines Europäischen Forschungsrates zu untersuchen.
->   Homepage von Helga Nowotny (EUIRAB)
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ERC ist kein "Wunderheilmittel"
Der Europäische Forschungsrat ist allerdings kein "Wunderheilmittel", wie Nowotny durchaus kritisch betont. Er könne andere Mängel nicht kompensieren, schreibt die Wissenschaftlerin in "Science".

Vor allem bezüglich der Grundlagenforschung hapere es in Europa - im Vergleich zu den USA - noch, wie Nowotny weiter schreibt. Sie verweist darauf, dass gerade diese großes Potenzial für die Wirtschaft hat.
"Wachstum und Lebensqualität von morgen"
Ähnlich argumentierte bereits Mitte Jänner 2004 EU-Forschungskommissar Philippe Busquin: "Die Grundlagenforschung von heute wird das Wachstum, die Wettbewerbsfähigkeit und die bessere Lebensqualität von morgen sein".

Sein Beispiel: Die heutigen Satellitennavigationssystem verwendeten Atomuhren seien in den 40er Jahren entwickelt worden, um Einsteins allgemeine Relativitätstheorie zu überprüfen. Damit sei eine technologische Schlüsselanwendung entstanden, die zu Märkten mit Milliardenumsätzen geführt habe.

Ein großes Problem sei die Fragmentierung der Forschungssysteme, sagte Busquin damals. Sie führe zu fehlender Koordinierung und zu fehlendem Wettbewerb. Einmal mehr die genannte Gegenmaße: der "Europäische Forschungsrat" für die Grundlagenforschung.
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Transformation der Universitäten als ein Schlüssel?
Nach Ansicht von Helga Nowotny ist ein Schlüssel für die allgemeinen Herausforderungen auch die Transformation der Universitäten, "die letztendlich bestimmen werden, ob eine Unterstützung der Grundlagenforschung durch EU-Mechanismen den erhofften Effekt haben wird." Es gebe in Europa eine klare Haltung, dass politische, finanzielle und administrative Hindernisse ausgeräumt werden müssten. Die Sozialwissenschaftlerin verweist etwa auf die Diskussion um die Schaffung von Elite-Universitäten in Deutschland.
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Eine "Kultur der Wissenschaft"
Soweit die recht ambitionierte Vision für die Zukunft der europäischen Forschung: Wenn aber die gegenwärtigen Impulse wirklich zu robusten organisatorsichen Lösungen führen sollen, müsse es - so Nowotny - neben einer soliden Forschungspolitik vor allem auch große nationale Anstrengungen geben.

Mit der Forderung, dass Europas Forschungs- und Innovationspolitik in einer "breiter angelegten Kultur, die die europäische Bevölkerung integriert", verankert werden muss, endet schließlich Nowotnys Artikel. Solch eine "Kultur der Wissenschaft", wie sie es nennt, müsse auch den öffentlichen Skeptizismus gegenüber dieser behandeln.
->   Forschungshomepage der EU-Kommission
->   "Towards a European Research Area" -Mitteilung der Kommission (Pdf, 18.1.2000)
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Die Zukunft der Forschung und ihrer Grundlagen (2.10.03)
->   Barrieren der Forschung überwinden (26.9.03)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 
  sensortimecom | 06.08, 16:15
Man sollte zuerst INTERNATIONAL das Patentwesen von Grund auf ändern..
... und den Erfordernissen des 21. Jahrhunderts anpassen, bevor es überhaupt Sinn macht, weiter Forschung zu betreiben. Gilt auch für Grundlagenforschung. Es gibt kaum noch proprietäts-freie Räume.

E. B.
 
 
  uppsalian | 06.08, 13:02
die idee ist gut aber
in der praxis sieht das ganz anders aus. um mobilitaet zu foerdern muessen zuerst
die grundvorrausetzungen geschafft werden, so ist es zum beispiel fast unmoeglich in spanien einen akademischen titel anerkannt zu bekommen, wenn man nicht mindestens 2 jahre homologierungsprozess und etwaige schikanen in kauf nehmen will (hierzu ist sogar ein artikel in nature).
Ich meine, zuerst sollen die rechtlichen rahmenbedingungen gestezt werden !
 
 
  tromsdalen | 06.08, 11:59
Ideale Bedingungen für die BESTEN ist gut ....
zuerst sollten den Verwantwortlichen mal bewußt sein, warum denn alle, Beste oder nicht, das Land verlassen und da steht wohl an vorderter Front immer noch die Diktatur der klerikalen Inquisition sowie deren Handlanger in der Regierung, allen voran die unsägliche Gehrer und deren Subunternehmer in den Positionen der mittelalterlichen Ethikkommissionen und den Besetzungen von Schlüsselpositionen durch Doppelstudierte aus den Bereichen Medizin/Theologie. Erst nach einer strikten Trennung von Religion und Staat und der verfassungsmäßigen Verankerung des Laizismus, der restlosen Entfernung allen klerikalen Hauches aus öffentlichen Ämtern, Forschungseinrichtung und Medien kann überhaupt daran gedacht werden, akzeptable Bedingungen für Forscher zu schaffen, die in diesem Land auch eine Zukunft für sich und ihre Arbeit sehen wollen. Solange sich hier keiner traut, etwas zu sagen und zu unternehmen, wird sich gar nichts ändern, außer, daß die besten Leute nicht nur in LÄnder wie die USA gehen werden, sondern bald auch weniger gute in solche Länder, die selbst nichts hervorbringen und sich mit Geld, zB aus dem Öl, die Leute einfach kaufen werden, um sie letzten Endes gegen uns arbeiten zu lassen! Vielleicht hat mal EINER von anerkanntem Ruf endlich die Courage, da aufzustehen und den ersten Schritt zu tun!
 
 
  walhall | 07.08, 19:00
Untergang des Abendlandes
Das ist nach Oswald Spengler ebenauch ein merkmal einer Endzeit, daß ür die Kulturträger, und das sind die Spitzenwissenschaftler gewiss, in einer sterbenden Kultur kein Platz mehr ist. Was dann übrig bleibt, ist das Knochengerüst der Zivilisation; die Dagebliebenen streiten sich um das letzte Hemd, sprich die Pensionskassenbeiträge, während die hellen Köpfe am Aufbau eienr neuen Kultur arbeiten.
Aber diesem Schicksal ist nur schwer zu entkommen.
 
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