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Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit .  Leben 
 
Sex, Politik, Widerstand: 25. Todestag von Herbert Marcuse  
  Stichwörter wie "Repressive Toleranz", "die große Verweigerung" oder "Befreiung" prägten das Werk von Herbert Marcuse. Durch seine Kritik der "spätkapitalistischen" Gesellschaft und mit seiner Aufforderung zur politischen Tat wurde er zu einem Leitbild der 68er Generation. Am 29. Juli jährt sich der Todestag des deutschen Philosophen und Soziologen zum 25. Mal.  
Herbert Marcuse war in den Hochzeiten der Studentenbewegung so etwas wie ein "Philosoph zum Anfassen". Heute scheint sein Werk seltsam verblasst - die Schlagwörter aber überlebten.
Gegen Väter und Kapitalismus
Bild: dpa
"Diese Opposition", rief der weißhaarige Alte den Studenten zu, "ist sexuelle, moralische, intellektuelle und politische Rebellion in einem! In diesem Sinne ist sie total, gegen das System als Ganzes gerichtet."

Die Botschaft: Die Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg, die Soziologie-Seminare an der Universität und das libertäre Verhalten in der Wohngemeinschaft, alles gehörte irgendwie zusammen. Es ging gegen die spätkapitalistische Gesellschaft - bei manchem auch nur gegen den eigenen Vater.
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Eindimensionales Denken und Verhalten
Durch die Manipulation des Geistes mit Hilfe der Technik, der Massenmedien und der Waren entsteht, so Marcuse, ein eindimensionales Denken und Verhalten. Zitat: "So entsteht ein Muster eindimensionalen Denkens und Verhaltens, worin Ideen, Bestrebungen und Ziele, die ihrem Inhalt nach das bestehende Universum von Sprache und Handeln transzendieren, entweder abgewehrt oder zu Begriffen dieses Universum herabgesetzt werden" (aus: Der eindimensionale Mensch)
->   Mehr dazu in: Wider die Obszönität des Überflusses (U 3000)
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Starke Anziehungskraft
Während sich andere Philosophen der "Kritischen Theorie" wie Theodor W. Adorno vor den unruhigen Studenten fast erschrocken zurückzogen, suchte Marcuse ihre Nähe. Wenn der alte Mann bei den politischen Veranstaltungen der Studenten ans Mikrofon trat, empfand die "antiautoritäre Linke" tiefe Dankbarkeit - endlich jemand, der wirklich zu ihnen hielt.
Bewegtes Leben
Herbert Marcuse, Sohn einer jüdischen Großbürgerfamilie in Berlin, war einen weiten Weg gegangen. Als 20-Jähriger nahm er 1918 auf der Seite der Kommunisten am Aufstand in Berlin teil, das "Scheitern der deutschen Revolution" prägte ihn.

Dann studierte er in Freiburg Philosophie. Er biss sich durch die verschlungene Gedankenwelt Martin Heideggers; so leicht wie seine späteren Bewunderer machte er es sich nämlich nicht.
Aktiver Antifaschist
Später, nachdem er Marx und Freud entdeckte hatte, gehörte er zu den Mitbegründern des Instituts für Sozialwissenschaft in Frankfurt, das er dann auch mit in die USA transferierte. 1940 wurde er US-Staatsbürger, arbeitete in der Spionageabwehr gegen Nazi-Deutschland. Nach dem Krieg machte er in den USA eine Universitätskarriere.
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Original-Texte
Im Internet sind eine Reihe von Original-Texten von Herbert Marcuse zu finden. Hier eine Auswahl:
Komplett-Version: "One-dimensional man" (Herbert Marcuse Association)
Staat und Individuum im Nationalsozialismus (HMA)
Einige gesellschaftliche Folgen moderner Technologie (GAB)
Hegel's First System (marxists.org)
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US-Konsumgesellschaft und Bürgerrechtsbewegung
Die amerikanische "Konsumgesellschaft" war der eine große prägende Eindruck, die amerikanische Bürgerrechtsbewegung der andere. 1965 bekam er neben seiner Lehrtätigkeit in Kalifornien den Posten eines Honorarprofessors an der Freien Universität Berlin - der Kreis schloss sich.
Lesestoff kritischer Studenten
"Der eindimensionale Mensch" und "Triebstruktur und Gesellschaft", beides zwei schmale Bändchen, gehörten damals bei jedem "kritischen Studenten" ins Bücherregal. "Die Libido wird in einem Teil des Körpers konzentriert, wodurch fast der ganze übrige Körper zum Arbeitsinstrument frei wird", hieß einer der Schlüsselsätze, die sich die Studenten unterstrichen.

Im "eindimensionalen Menschen" ging es um die raffinierten Mechanismen von "Konsumzwang" und "repressiver Toleranz", die den Menschen das Unglück in den reichen westlichen Gesellschaften versüßen.

Ein Zitat Marcuses aus "Triebstruktur und Gesellschaft": "Freiheit ist nur denkbar als die Realisierung dessen, was man heute noch Utopie nennt."

Peer Meinert, dpa
science.ORF.at
->   Herbert Marcuse Archive (Uni Frankfurt)
->   marcuse.org
->   Herbert Marcuse Association
->   Marcuse im Cadillac (Telepolis)
->   science.ORF.at: Marcuses Grab neben Fichte und Hegel (14.7.03)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 
  sensortimecom | 01.08, 12:03
Marcuses Gedankengut missverstanden: Tragische Konsequenzen.
H. Marcuse ist einer der tragischesten Figuren in der Philosophie.

Hätte er jemals einen Wirtschaftsexperten gefragt, was seine
"Revolution, die durch gesellschaftliche Außenseiter herbeigeführt wird" - KOSTET, bzw. oder ob sie BEZAHLBAR wäre - es wäre manches erspart geblieben.

POL POT studierte an der Sorbonne die Philosophie Marcuses, und wollte in Kambodscha einen Musterstaat schaffen, wo seine Ideen umgesetzt würden.
Das Ergebnis ist bekannt;-(

Sehr spät wird Marcuse dennoch Recht bekommen. Aber seine Art der
Revolution wird auf eine ganz andere Weise kommen, als er sich vorstellt hat...

E. B. www.sensortime.com
 
 
  ringtone | 13.09, 16:53
die frage bleibt...
wer hat den designer designt?
 
 
  slartibartfast | 13.09, 21:35
wer hat die intelligente designer droge designed?
  nive | 13.09, 23:47
Die Frage ist...
...mußte der Designer designed werden?
  albundyfan | 14.09, 09:29
@nive
wenn der designer nicht designed werden mußte, woher kommt er dann? warum gibt es ihn?
  sensortimecom | 14.09, 11:45
@albundyfan
Der genannte "Designer" behauptet seine eigene Produzierbarkeit in einem spezifischen axiomatischen Modell,

siehe
http://www.sensortime.com/jhwh-de.html

Auch Gesetze der Mathematik und Logik existieren auf supranaturalistische Weise. Niemand fragt nach deren Herkunft. Nicht einmal Anhänger der ID-Theorie;-)

E. B.
  hal8999 | 15.09, 11:42
Niemand fragt nach deren Herkunft?
Das meinst Du aber nicht ernst?
Meine Hauptfrage wäre sogar, ob diese immateriellen Gesetze schon vor jeder Materie vorhanden waren oder sie sich quasi bedarfsweise mitentwickeln (bzw. zielgerichtet "designed" werden).
Als es nur das "All-Eine" gab, da war doch 1+1 bereits zuviel an Mathematik!?
  archilochos | 13.09, 16:25
Hermes Trismegistos so interpretiert...
...dass es allem "Unteren" eine Entsprechung im "Oberen" gibt, dann müssten den irdischen Streithanseln auch MEHRERE "intelligente Designer" gegenüberstehen.
Und die wollen sich dann ähnlich kleinkariert wie unsereins gegenseitig beweisen, was für einen Schrott der jeweils andere Designer "designed" hat.
 
 
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