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Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit .  Leben 
 
Public Library of Science: Revolution der Publikation  
  Wissenschaftliche Publikationen für jeden frei zugänglich ins Internet zu stellen - und die Kosten dafür bei den Autoren einheben: Das ist die "open access" Idee der Public Library of Science (PLoS), die damit das wissenschaftliche Publikationswesen revolutionieren will.  
Schreiben - und gelesen werden, das macht einen Teil des wissenschaftlichen Fortschritts und Ruhm, Ehre und Erfolg einzelner Wissenschaftler aus.

Nachdenklich stimmt somit, wenn immer mehr - vor allem universitäre Bibliotheken - darüber klagen, sich ein umfassendes Repertoire der wichtigsten Fachliteratur nicht mehr leisten zu können.
Nicht der Leser zahlt, sondern der Autor
Genau hier setzt die Public Library of Science an. Die Idee ist schlicht: Nicht der Leser - oder Bibliothekar - zahlt in Form eines Abonnements für Zeitschrift und Zugang zu einer Vollversion des Textes via Internet, - sondern der Autor eines wissenschaftlichen Artikels selbst zahlt für dessen Veröffentlichung. Der Text ist dann frei verfügbar.
->   Public Library of Science
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Big Business versus non-profit Publizieren
Wissenschafts-, technische und Medizinische Publikationen sind ein großes Geschäft - geschätzte sieben Milliarden Dollar weltweit wert. Die klassischen Journale, die vor allem an Abonnements verdienen, sind von der "open access"-Idee nachvollziehbarerweise noch nicht allzu angetan.

Die Public Library of Science wiederum ist eine Non-profit-Organisation, der es in erster Linie um den freien Zugang zu wissenschaftlichen Neuerungen geht. Starten konnte sie dank einer Zuwendung der Gordon and Betty Moore Foundation. Neun Millionen Dollar war dem Intel-Mann und Erfinder wie Namensgeber von Moore's Law das "open access"-Konzept wert. Damit soll die Public Library of Science über die ersten vier Jahre kommen, danach sollte sie sich über die Publikationsbeiträge der Autoren selbst finanzieren.
->   Gordon and Betty Moore Foundation
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Förderinstitutionen zahlen für Publikation
1.500 Dollar berechnet die Public Library of Science derzeit pro publizierter Arbeit. Dieses Geld soll künftig Teil des Projektgeldes sein, das Förderinstitutionen einer Forschergruppe zur Verfügung stellen.

Ein Ansatz, der sich durchzusetzen beginnt, beobachtet Mark Patterson, Chefredakteur der Public Library of Science. "Viele Förderinstitutionen haben schon erkannt, dass das in ihrem eigenen Interesse das Beste ist. Sie fördern doch Forschung und wollen, dass diese Forschung die größtmögliche Bedeutung hat," sagt er im ORF-Radiointerview.

Konkrete Unterstützungserklärungen - und Geld - gibt es beispielweise vom Howard Hughes Medical Institute in den USA, vom Wellcome Trust, und in Form einer übernationalen europäischen Erklärung, die auch der österreichische Wissenschaftsfonds (FWF), alle größeren Förderinstitutionen Deutschlands, CERN und CNRS in Frankreich unterzeichnet haben.
Impact des Impact Faktors
Entscheidend dafür, wo Wissenschaftler ihre Arbeit publizieren, sind freilich nicht nur die Kosten, sondern in erster Linie das Ansehen und die Qualität einer Zeitschrift, gemessen klassischerweise in Impact Faktoren.
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Pionierprojekt PloS Biology
Die Public Library of Science hat ihr Projekt daher im Oktober 2003 mit "PloS Biology" begonnen, einem "Qualitäts-Journal, das nur die beste Wissenschaft veröffentlicht", so Mark Patterson. Ausgewählt wird unter den eingereichten Arbeiten, wie auch sonst üblich, mit einem internationalen Peer Review System.

Die Akzeptanz von "PloS Biology" sieht Mark Patterson auch darin bestätigt, dass ihre Abweisungsrate bereits 80 Prozent beträgt. Zehn Artikel werden derzeit monatlich veröffentlicht, eingereicht im gleichen Zeitraum mittlerweile schon 50.
->   "PloS Biology"
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Berechnung des Impact Faktors erst 2005
Zur Berechnung eines Impact Faktors ist es bei "PloS Biology" noch zu früh, dafür muss ein Journal rund 18 Monate am Markt sein. Da sich diese Zahlen daraus berechnen, wie oft Arbeiten eines Journals in anderen Publikationen zitiert werden, könnte sich auch hier der freie Zugang zu PloS Artikeln positiv auswirken.
->   Mehr zum Impact-Faktor: Messung wissenschaftlicher Qualität? (18.9.02)
Open Access macht Schule
"PloS Biology" soll schon im Herbst "PloS Medicine" folgen, danach schrittweise immer weitere Spezialjournale. So soll die Public Library of Science künftig kostendeckend arbeiten können.

Schon ziehen einige der klassischen Journale mit: sie bieten ihren Autoren die Möglichkeit, auf Wunsch und gegen Bezahlung ihre Texte ebenfalls frei zugänglich ins Internet zu stellen - "open access" sozusagen als Zusatzservice, um die Wünsche des Marktes auszutesten.
Wird alles "offen"?
Für die Zukunft des wissenschaftlichen Publikationswesens stellt sich Mark Patterson damit die Frage, ob es einen kritischen Punkt geben wird, jenseits dessen sich alles auf open access umstellt, weil es einfach so attraktiv wird?

Einstmals selbst Wissenschaftler, der nun ins Publikationsfach gewechselt hat, meint Patterson vorsichtig optimistisch "Ich könnte nicht sagen, wo dieser Punkt liegen würde, wir sind mit Sicherheit noch nicht dort, da muss noch eine Menge passieren - aber es ist spannend zu sehen, dass schon etwas deutlich in Bewegung ist".

Birgit Dalheimer, Ö1-Wissenschaft
science.ORF.at
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Mehr dazu in den Ö1-Dimensionen, am 13. Februar 2004, 19 Uhr 05.
->   Ö1
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Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Offener Informationszugang für alle gefordert (22.10.03)
->   Neue Wege beim wissenschaftlichen Publizieren (11.8.03)
->   Die Politik der Publikation - Verpackung statt Inhalt? (20.3.03)
->   Wissenschaft gratis für alle? (3.9.01)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 
  hal8999 | 14.02, 11:52
Wo liegt der Vorteil gegenüber Google + private Homepage?
Kürzlich nannte ein Broker seine zwei Informationsquellen; eine davon war Google.
Wenn ein Privatforscher wie z.B. E.Bieramperl (www.sensortime.com) fünfstellige Besucherzahlen auf seiner HP registriert, dann sollen das diese PLoS erstmal nachmachen.
 
 
  nachtgruen | 16.02, 10:11
Der Vorteil liegt
darin, dass viele Publikationen nicht öffentlich zugänglich sind, egal ob man per Google sucht oder nicht. Bis zur HP des Journals kommt man und nicht weiter (und das passiert leider viel zu häufig, wenn der Autor den Artikel nicht in irgendeiner Weise auch als Arbeitspapier auf seiner HP liegen hat). Broker greifen auch nicht auf wissenschaftliche Quellen zu, eher auf Nachrichtenseiten. Der Einwand mit sensortime ist allerdings gerechtfertigt ;-)

Beste Gryße,
Gryn :-)
  hal8999 | 19.02, 20:02
@nachtgruen | 16.02, 10:11
habe nicht gesagt, dass "Broker (allgemein)" auf Google zurückgreifen, sondern das "ein (bestimmbarer) Broker" das selber von sich behauptete.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich es im letzten 3sat-Boersenspiel sah und hörte, aber wenn, dann war es einer der "Spieler". Z.Zt. ist das ein Verteter der Deutschen Postbank und ein anderer.
Also morgen Boersenspiel schauen, vielleicht sagt er es ja nochmal!
  hal8999 | 19.02, 22:55
Korrektur betr. Broker
Die Spieler hatten grad gewechselt. Einer ist vom Bankhaus Bauer in Stuttgart.
Der Herr vom Frankfurter Börsenbrief war es vermutlich, der sich zu Google bekannte.
Die Sendung kann angeblich auch als Video-Streaming gesehen werden; hat bei mir aber nicht geklappt - und so wichtig ist das ja nun auch wieder nicht.
  hal8999 | 19.02, 23:03
@nachtgruen | 16.02, 10:11 > genau das mit unauffindbaren Seiten meine ich ja...
...eigentlich, wenn ich auf die Private Homepage verweise. Bei Tiscali.de kostet eine Site mit externer Datenbankanbindung 3,99 Euro im Monat, da hat so mancher Privatgelehrte für selbstverlegte Bücher früher sicher mehr bezahlt.
 
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