Sensor Timing - Projekt 1987 / Teil 1
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SENSOR TIMING - Projekt 1987 / Teil 1

- Forschungsförderungsfonds lehnt wichtiges Projekt ab und ver-

  weist wieder zurück an die Innovationsagentur!
- Finanzamt, Pensionsversicherung und Krankenversicherung
    fordern Geld
- Schwiegervater stirbt aus Gram und Enttäuschung
-  Gattin erkrankt, 3 Pflegefälle in der Familie

- Gewährung von Arbeitslosengeld wird verweigert
- Dennoch gehen die Projekte weiter
 

 

 

Anfang Jänner 1987 kam es also zum Förderungsansuchen für ein sehr wichtiges Projekt
beim FFF (österr. Forschungsförderungsfonds), das zuvor mit dem ÖSV unter dem damaligen
Alpinchef Wörndle sowie mit verschiedenen Trainern wie Rauch, Bartsch etc. besprochen
worden war. Konkret ging es darum, die nach US4245334/AT366834 gemessenen Zeitdaten
akustisch per Ohrhörer wieder zu geben. Ein "sprechender Sturzhelm", quasi. Der Einbau in einen Sturzhelm bot sich als nahe liegend an. Der Vorteil: Das System konnte samt Sensor höher angeordnet werden; es konnte zu keinerlei Beeinflussungen durch Schnee, mechanische Schläge etc. mehr kommen, und vor allem war ein solches sprachsynthetisches System ungemein vielseitig einsetzbar...

Nun denn. Ich veröffentliche hier alle Details darüber, damit die Leser klar und deutlich sehen können, mit welcher Unverfrorenheit und Impertinenz man hier Erfinder im Kreis herum schickte, und sie zur Aufgabe zwang... Ich habe diesen Höhepunkt an Erfinderverarschung auch im Buch "Eric`s Zeitmaschine" beschriebe. Ein Auszug davon findet sich auch in Postings zu "science-online-Artikeln, die vom ORF gnadenlos gelöscht wurden, wie manche Leser wissen, und zwar in "Rechnungshofkritik: Fonds warten Evaluation ab"
.

Es ist einmalig in der Geschichte der Technik, was sich hier abgespielt hat, glaube ich..


Hier das Funktionsprinzip, auch für den Laien klar...



Am 11-01-1987 gelangten zu diesem Projekt folgende Unterlagen zur FFF:

 

     


     


     


       


     


     


          


     

 

Das Ansuchen bekommt zunächst ihre zugeordnete Nummer: 3/5751. Soweit, so gut.

Es kommt dann der erste dubiose Anruf eines gewissen Herrn Wotke, bei dem er auf die
Dringlichkeit des Antrages verweist: "Derzeit haben wir eine Reihe wichtiger Projekte; es wäre
wichtig, dass wir den Antrag so bald wie möglich bearbeiten", dann aber sagt er: "Sagen Sie mal -
Sie klingen so heiser - sind Sie etwa krank?" Ich verneine energisch. Zwei Wochen später der
erste Hammer. Der Mann verlangt Unterlagen bis zum Abwinken. Hier das Schriftstück:

         

          

Der FFF verlangte also ein PFLICHTENHEFT, wie man es bei Großaufträgen in der Industrie kennt!
Binnen weniger Tage! Auf meine telefonische Anfrage, wie denn das möglich sei, wo es doch
um eine Erfindung gehe und nicht um ein ausgeschriebenes Großprojekt; ob man nicht bis zur
nächsten FFF-Sitzung mit den Unterlagen zuwarten könne, und meine Firma außerdem alle
erforderlichen Computer- und Laboreinrichtungen sowie das Speicheroszilloskop und die
sonstigen Messgeräte SELBER finanzieren, und den FFF so wenig als möglich finanziell
beanspruchen wolle und man daher bemüht sei, unter 1 Mill. ATS zu bleiben, verlangte Ing.
Wotke weitere Unterlagen und Dokumente. Neben persönlichen Urkunden forderte er die Vor-
lage von GmbH-Bilanzen, Cash-Flow-Berechnungen, Eröffnungsbilanz, Bescheide vom
Magistrat der Stadt Linz über die Gewerbeausübung, Gutachten von Marktforschern bezüg-
lich der Marktfähigkeit eines solchen Produkts, umfangreichen Lebenslauf, Fotomaterial
über die bestehende Firmeneinrichtung (Elektronik-Labor, Büro, Werkstätte etc.), Bild-
oder Videomaterial über die bisherigen erfinderischen Tätigkeiten, Angaben über die
Personalien der momentanen und künftigen Beschäftigten bei meiner Firma usw. usf...

Die Aufgabe war gewaltig und verlangte einen fast einmonatigen Einsatz. Während dieser Zeit
konnte natürlich an den Projekten und an der Schaffung eines "Standbeins" nicht gearbeitet
werden. Ich meldete die "Ausübung des Patents" nach §31 des Patentgesetzes bei der
Gewerbebehörde an. Dann war das Finanzamt dran. Es musste die gesamte Buchhaltung für die
vergangenen 7 Jahre erstellt werden, um Eröffnungsbilanz, Gutschriften und Regelbesteuerung
zu lukrieren. Da es finanziell unmöglich war, Buchhalter, Steuerberater oder Wirtschaftstreu-
händer damit zu beauftragen, musste ich selber ran und mir alles Wissen darüber erarbeiten.
Auch Probleme mit Wirtschaftskammer, Pensionsversicherung und Gewerbliche Sozial-
versicherung kamen dazu...

Bereits Anfang des Jahres musste mein Sohn aus der Firma ausscheiden und sich einen Job
als Werbegrafiker suchen. Es war auch finanziell für ihn unmöglich geworden, ein Studium an
einer Hochschule für industrielles Design fortzusetzen. Diese Karriere war für ihn zu Ende...

Schon einige Jahre zuvor war mein Schwiegervater, ein Mindestrentner und Alleinverdiener, der
trotz seiner wenigen Ersparnisse meine Projekte jahrelang unterstützt hatte, schwer erkrankt.
Die Aufregungen um meine Gattin, mich und meine Firma gaben ihm den Rest. Er erlitt
hintereinander mehrere Schlaganfälle. Meine Gattin übernahm seine Pflege, obwohl sie sich
schon um mehrere pflegebedürftige Angehörige zu kümmern hatte. Pflegegeld oder Unter-
stützung durch Heimhilfen etc. gab es damals nicht. (Schlußendlich erlitt meine Gattin
mehrere Bandscheibenfälle und wurde selber fast zum Pflegefall).

Dennoch musste die Firmentätigkeit und die Projektierung unvermindert weiter gehen.
Bild- und Videomaterial mussten beschafft werden. Ende Februar 1987 fuhr ich nach
Eisenerz/Präbichl, um bei Kunden, die sich mehrere SRCT-Systeme gekauft hatten, einen
Spot über das Trainingssystem zu drehen. Der Film sollte den FFF-Verantwortlichen gezeigt
werden.
Ich setzte Hr. Wotke telefonisch in Kenntnis. Er sagte, ich möge tunlichst damit nach Wien
kommen. Das ging aber nicht, mein Schwiegervater musste ins Spital. Ich bat darum, er möge
nach Linz fahren. Das geschah auch. Ich zeigte ihm zunächst den 8qm großen Kohlenkeller,
in dem ich 7 Jahre lang Hi-Tech entwickelt hatte. Danach ging es zu meinem neuen Büro, über
das er sich ungemein lobend äußerte. Er gratulierte mir zu meinem Entschluss. Es kam dann
zu einem ausführlichen 2-stündigen Gespräch über meine künftigen Projekte. Am Ende zeigt ich
noch das kurze Video über die Funktionsweise eines Trainingssystems von Sensor Timing.
Kurz vor dem Abgang meinte er jedoch: "Ach, hätten Sie doch Ihr Patent an die Zeitmess-Firma
A** verkauft, und wären Sie bei Ihrem früheren Arbeitgeber geblieben - Sie wären jetzt ein
gemachter Mann!". Ich war derart sprachlos, dass ich kein Wort mehr hervor brachte..

Wenige Tage vor dem qualvollen Ableben meines Schwiegervaters (er verstarb am 26. Mai
1987 an Lungenembolie) kam die Ablehnung des Sprachsynthese-Projekts durch den
Forschungsförderungsfonds. Ohne Begründung, klaro:

         


Wütend darüber, dass vor kurzem in Linz mit großem öffentlichem Tamtam und Unterstützung
eine Peepshow und ein neues Laufhaus errichtet worden waren, setzte ich mich hin und schrieb
an den FFF den folgenden Brief:

              

 

Darauf erhielt ich folgendes Schreiben vom FFF, das zum ersten Mal die wahre Gesinnung dieser Leute zeigte und deren moralische Grundeinstellung bloß legte. Der oftmals zitierte Herr Wotke empfahl mir WIEDER ZURÜCK ZUM START (der sog. "Innovationsagentur") zu gehen - also zu genau jenen Leuten von denen ich bereits 1985 nach allen Regeln der Kunst vergackeiert worden war, und die es an der früheren Adresse in der Prinz-Eugen-Strasse längst nicht mehr gab! Und wo die neuen Leute an der neuen Adresse im Arsenal meine Korrespondenz von 1985 nicht mehr fanden und daher von den damals zugesagten 8 Mill. ATS nichts wussten... !

           

Das Größte also:

Als Alternative empfahl man mir dieselbe dubiose Technologietransfer-Stelle in Linz, an die mich auch Dr. Deutsch von der "neuen" Innovationsagentur verwiesen hatte! (siehe frühere Seiten!). Bei diesem Herrn Kienast sprach ich 1 Jahr später übrigens tatsächlich mal vor.
Aber darüber später...

                                                             
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Nun denn.

Am selben Tag, an dem mein Schwiegervater starb, erhielt ich erneut ein Schreiben:
Die Verweigerung von Arbeitslosengeld seitens des Arbeitsamtes. Wegen offenkundiger selbständiger Erwerbstätigkeit. 

Ich war völlig am Boden zerstört. Zwei Tage später dann ein überraschender Anruf aus dem Sekretariat meines früheren Arbeitgebers(!) - ich möge zu einer Aussprache kommen!


Tatsächlich:
Der Mann signalisierte seine Bereitschaft, als Teilhaber an meiner Firma zu fungieren!

Die Situation war so was von verrückt: Der Mann hatte sich wochenlang verleugnen lassen, als ich (fast flehentlich) um eine Aussprache bat - und wollte jetzt mein Teilhaber werden! Nein - das ging zu weit. Ich war interessiert, seine Firma als Kunden oder Klientel hinsichtlich meiner Patente und Projekte zu gewinnen; auch Rechte anzubieten -mehr aber nicht. Eher wollte ich schlimmstenfalls in seiner Firma als gewöhnlicher Arbeiter beschäftigt sein... Dennoch war das Ganze ein Lichtblick: Ich sah Chancen, dieser Firma Konzepte und Applikationen zu senden, und dafür bezahlt zu werden. Auch eine freie Mitarbeit als Konsulent schwebte mir vor. Ein großer Irrtum, wie sich später herausstellen sollte....

 

Ein Paar Tage später der nächste Überhammer: Diesmal von der Gewerbebehörde...
Darüber mehr auf der nächsten Site.

                                                  

Wird laufend ergänzt.....

        e-mail: info@sensortime.com                                                                

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